Die Vegetation von der Eem-Warmzeit bis  nach der Weichsel- Kaltzeit

Nach der wärmeren Eem–Zwischeneiszeit  vor 180 000- 120 000 Jahren, (die mittlere Durchschnittstemperatur im Juli betrug in dieser Zeit um 12 Uhr etwa 21 °C ) verschwanden mit dem Eintritt in die neuere Kälteperiode der Weichsel- Kaltzeit (die mittleren Durchschnittstemperaturen betrug im Juli um 12 Uhr etwa 8°C) Eiche, Kastanie, Linde, Ulme, Esche und die Nadelhölzer, auf den nassen und feuchten Standorten auch Erle und Hickory.

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Die Vegetation Mitteleuropas während der Eem-Warmzeit

 
 
Während der Kaltzeiten verringerte sich die Artenvielfalt  sehr stark.
Zuerst verschwanden in Mitteleuropa mit Beginn der Weichsel-Kaltzeit die Wärme liebenden Holzarten, so z. B. der Rhododendron. Es folgten auch die härteren Holzarten, die bis über das Mittelmeer nach Süden verdrängt wurden.
Nach der Eiszeit siedelten sich in Mitteleuropa erst die Holzarten an, deren Samen durch Vögel oder Wind  über das Mittelmeer  und auch bis nördlich der Alpen getragen werden konnten. Eine sonst nahezu unüberbrückbare  Barriere stellten die von West nach Ost gerichteten Alpen dar.( Auf dem amerikanischen Kontinent konnte sich eine größere Artenvielfalt verbreiten, da dort die Gebirgszüge  von Süd nach Nord  verlaufen und sich die Vegetation einerseits ungehindert vor dem Eis  von Norden nach Süden zurückziehen konnte, andererseits aber auch ungehindert nach dem Rückzug des Eises wieder vordringen konnte). Kälteresistente Pflanzen siedelten sich nach dem Rückzug des Inlandeisgletschers  als Erste wieder an. Es begann in unseren Breiten mit Flechten, Sanddorn, Strauchweiden und Zwergbirken. Es folgten Birke, Latschenkiefer, Aspe  und Weide.
In Mitteleuropa war zur Weichsel-Kaltzeit die herrschende Vegetationsform südlich der Gletscher Tundra mit Zwergsträuchern und Steppe. Weiter südlich vor dem Alpenrand befand sich eine Lößsteppe. Südlich der Alpen in Oberitalien und auf der Balkanhalbinsel  war Waldtundra und Waldsteppe verbreitet.

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 Die Vegetation Mitteleuropas während der Weichsel- Kaltzeit

 
 
Man schätzt, dass die gemeine Waldkiefer etwa 1000 Jahre benötigte um 100 km  nach Norden  dem zurückweichenden Gletscher folgen zu können. In der Kiefern-Birkenzeit von vor 10 000 bis 8 600 Jahre vor heute siedelten sich die Bäume in Gruppen an, beziehungsweise standen sie vereinzelt,  wie man es heute noch von Nordschweden kennt. Die Haselnuss verbreitete sich in der Mittleren Steinzeit, etwa 8 000 Jahre vor heute, es entstanden haselreiche Kiefern und Eichenmischwälder.
Etwa  7 400 Jahre vor heute folgte die  Eichenmischwaldzeit mit  Linde, Ulme und Esche, die aus den eisfreien Gebieten Westeuropas einwanderten.
Aus südosteuropäischen Gebieten folgten Fichte und Tanne. Als letzte fassten die Wärme liebenden Holzarten Buche, Tanne und Fichte in Mitteleuropa Fuß. Der Buche wird eine Wandergeschwindigkeit von 3-4-km pro Jahr zu geschrieben. Heute ist man nach dem Fund des Eiszeitmenschen „Ötzi“, bei dem Bucheckern als Wegzehrung gefunden wurden, der Meinung, dass der Mensch zur Verbreitung der Buche nördlich der Alpen beigetragen hat.

Die heutige polare Waldgrenze liegt im nördlichsten teil Islands, Norwegens, Finnlands und Russlands. Während der Weichselkaltzeit befand sich die hochglaziale polare Waldgrenze  im Norden Spaniens, Italiens und in Mittelgriechenland.
 

Der Vergleich der polaren Waldgrenzen in Mitteleuropa von heute und während der Weichsel-Kaltzeit.
Die heutige polare Waldgrenze im Vergleich zur Waldgrenze während der Weichsel- Kaltzeit
 

Bei all dem hier dargelegten ist zu beachten, dass auf Grund standörtlicher Unterschiede (Wasserhaushalt, Mikroklima und Bodenbeschaffenheit) die tatsächlichen Abläufe örtlich durchaus abweichen können.
In der Eisenzeit bildeten sich im Flachland buchenreiche Mischwälder, im Mittelgebirge  und Fichtenwälder im Alpenraum.
Erste Rodungen sind schon in der Zeit vor 5 000 vor unserer  Zeitrechnung  für den Eichenmischwald nachgewiesen. Der ursächliche Zusammenhang ist in einer wachsenden Bevölkerungszahl und im  Ackerbau und der Viehzucht  zu sehen. Nach einer Baumnutzung für den Hausbau und zur Werkzeugherstellung erfolgten  Brandrodungen durch sesshafte Bauern. Schon in der Jungsteinzeit 4 000 bis 1 750 v .u. Z. wurden Apfelbäume  und später Birnbäume angebaut. Erste Obstbäume, Süßkirsche und großkernige Pflaume wurden kultiviert. 

Literatur:
Hans Dietrich Kahlke: Die Eiszeitalter . Urania- Verlag   Leipzig, Jena, Berlin 1984
Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon 4. Auflage 2009

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