Schloss Schwedt

Nur die heiteren mythologischen Figuren im Park erinnern heute noch an die einstige Pracht des ehemaligen Schlosses in Schwedt, einem der schönsten Bauwerke im nachschlüterschen Barock in der Mark. In den Kämpfen Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde die Stadt Schwedt zu etwa 85 % zerstört. Das Schloss brannte aus. 1961 wurde die Ruine abgetragen. An gleicher Stelle entstand bis 1978 ein Kulturpalast - heute Domizil der "Uckermärkischen Bühnen Schwedt".

Seit 1465 nahmen mit Kurfürst Friedrich II. die Hohenzollern Schwedt- Vierraden jahrhundertelang in ihren Besitz. Von 1481 bis 1609 wurde das Territorium als erbliches Lehen den Grafen von Hohenstein übereignet.


Renaissance-Schloss Schwedt
(nach Merian 1652)

An Stelle einer mittelalterlichen Burg ließ Graf Martin von Hohenstein um 1580 ein prunkvolles Renaissanceschloss bauen. Sein Aussehen blieb der Nachwelt durch eine Ansicht von Merian aus dem Jahre 1652 erhalten. Auch wenn während des Dreißigjährigen Krieges ein Großbrand 1637 die Dächer und inneren Räumlich- keiten stark beschädigte, konnte Bau- meister Degen den Bau originalgetreu restaurieren.
Nach dem Aussterben derer von Hohen- stein fiel die Herrschaft als erledigtes Lehen an den Kurfürsten zurück, der sie verpfändete. Er übertrug seiner zweiten Gattin, Dorothea von Holstein-Glücksburg, das von ihr zurückgekaufte Amt und überließ es ihr zur erblichen Nutzung. Das Schloss wurde teilweise neu gebaut. So entstand bis 1688 der Haupttrakt (Wohngebäude) an der Oder, errichtet vom kurfürstlichen brandenburgischen Festungsbaumeister Cornelius Ryckwaert aus Küstrin.

Die Herrschaft Schwedt-Vierraden ging 1689 an den Markgrafen Philipp-Wilhelm, den Sohn des Kurfürsten. Seither bestimmten die Hohenzollern-Prinzen fast hundert Jahre die Geschicke der Markgrafschaft Brandenburg-Schwedt, und das Schloss war ihre Residenz.


Das Königliche Schloss in Schwedt 1795
(nach Alberti)

Sie ließen es komfortabel anbauen. So wurde1701/04 von Major C. v. Linger der nordöstliche Seitenflügel im Auftrag von Philipp-Wilhelm ergänzt. 1719/24 erfolgte die Erbauung des Südwestflügels mit der Schlosskirche unter dem prachtliebenden Markgrafen Friedrich Wilhelm. Zugleich wurde die gesamte Fassade einheitlich gestaltet. Besonderen Anteil hatte Martin Heinrich Böhme (1676 - 1725) daran, unterstützt von Friedrich Wilhelm Diete- rich. Böhme gehörte zu den verdienst- vollen märkischen Baumeistern, die in der Gefolgschaft des berühmten Andreas Schlüter standen. Er vollendete die repräsentative barocke Dreiflügelanlage mit ihrem unverkennbaren quadratischen Mittelteil und den runden Ecktürmen, wie sie 1795 von Alberti als Ansicht dargestellt wurde.
Von dem barocken und im 19. Jahrhundert durch P. J. Lennè zum Landschafts- garten umgestalteten Park zeugen noch heute einige Plastiken und die alten Bäume von seiner einstigen Schönheit.

Die Stadt Schwedt hatte unter der Herrschaft der Markgrafen an Ansehen bedeutend gewonnen. Die Pracht des Schlosses und Glanz und Gloria des Hoflebens waren zugleich beredte Zeugnisse dafür, dass sich die preußischen Prinzen den "Verzicht" auf den Thron teuer bezahlen ließen.
Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt (1711 - 1771) ging in die Geschichte als "toller Markgraf" ein. Noch heute erzählen Legenden über dessen Streiche und Grausamkeiten gegenüber seiner Gattin Sophie Dorothea, der Schwester Friedrich II. Nach seinem Tode übernahm der Bruder Friedrich Heinrich das Schloss. Er lud Künstler und Gelehrte zu sich ein und entwickelte Schwedt zur ersten Theaterstadt in deutschen Landen. 1777 ließ er im Schlossgarten ein Theater errichten. Seine rauschenden Feste brachten Schwedt aber auch den Namen vom "lustigen Städtlein an der Oder" ein. Da er keine Kinder hatte, fiel das Schloss nach seinem Tode 1788 an König Friedrich Wilhelm II. zurück. Seither war Schwedt keine Residenzstadt mehr.

Das Königshaus nutzte das Schloss zeitweilig selbst. So weilte 1806 Königin Luise während ihrer Flucht vor den napoleonischen Truppen mit ihren Kindern hier. 1833 kam ihr Gatte, König Friedrich Wilhelm III. mit seinem gesamten Hofstaat hierher, um sich mit dem russischen Zaren Nikolaus I. und einer Reihe deutscher Fürsten zu treffen.

Quellen:
• Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde, Druck und Verlag der Vossischen Buchhandlung, Berlin 1934
 
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2003