Schloss Schönow [Uckermark]
Unweit der Schnittstelle von Randow und Welse liegt das Herrenhaus Schönow, ein neogotischer Putzbau, der den Besucher in dieser Gegend völlig unerwartet überrascht.Schloss oder Gutshaus? Dem Äußeren nach zeugt das Gebäude von einem stark ausgeprägten Repräsentationsbedürfnis seines ehemaligen Besitzers und trägt den Charakter eines "Märchenschlosses". Der Funktion nach war es vorrangig Zentrum eines landwirtschaftlichen Produktionsbe- triebes und wird deshalb in der Fachliteratur als ehemaliges Gutshaus bezeichnet. Es sei wie es sei ... das rekonstruierte Gebäude trägt wesentlich dazu bei, dass sich Schönow mehr und mehr zum Touristenort entwickelt.
Der eingeschossige Putzbau auf annähernd rechteckigem Grundriss mit abwechslungsreichen, asymmetrisch gestalteten Fassaden und Belvedere auf dem Dach wurde vermutlich um 1830/40 errichtet. Sein Schlosscharakter wird durch den zweigeschossigen Portalrisalit mit Zinnengiebeln, dem polygonalen Portalvorbau und der doppelläufigen Treppe unterstützt. An den Gebäudeecken, den Giebeln und am Turm sind oktogonale Ecktürmchen angebracht.
Über die Geschichte des Schlosses ist wenig dokumentiert. Bewohner des Ortes berichten, dass es bis 1945 der Familie von Lettow-Vorbeck gehörte. Ihr Name symbolisiert deutsche Kolonialgeschichte. Paul von Lettow-Vorbeck (1870 - 1964), preußischer Generalmajor, war während des ersten Weltkrieges Oberbefehlshaber in Deutsch-Ostafrika. Hier erwarb er sich traurige Berühmtheit als Kommandeur der "Schutztruppe", die der Niederhaltung "Aufständischer" und der Sicherung des deutschen Kolonialbesitzes im Kampf gegen die Allierten diente. Wegen seiner Teilnahme am Kapp-Putsch schied er 1920 aus dem aktiven Militärdienst aus. 1929 - 1930 war er Abgeordneter der Deutschnationalen im Reichstag.
Nach der Enteignung 1945 diente das Schloss als Gemeindeamt, als Konsum und teilweise als Wohnraum.
1990 brannte der rechte Teil des Schlosses ab, der jedoch wieder aufgebaut werden konnte. Die Gemeinde Schönow setzte sich dafür ein, dass die Außenfassade des Schlosses vollständig saniert wurde und nunmehr für einen Käufer bereit steht.
Die alten Stallungen wurden für einen Landgasthof umgebaut, der im Gutsherrenstil eingerichtet ist und sich vieler Besucher erfreut.
Quellen:
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler/Georg Dehio. Brandenburg.
Deutscher Kunstverlag. München/ Berlin 2000
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004