Schloss Lichterfelde

 

Nahe Eberswalde gelegen, wurde Schloss Lichterfelde 1565 - 1567 als Bau der italienischen Renaissance vermutlich nach Plänen von Francesco Chiramella de Ganchico errichtet. Theodor Fontane behauptete über Lichterfelde: "Die Hauptsehenswürdigkeit ist das Schloss". Wie es ehemals wirklich aussah, ist unbekannt. Es wurde mehrfach umgebaut, zuletzt 1898. Heute ist es völlig vernutzt und kaum noch ansehenswert.
Beachtlich ist jedoch sein Dokumentarwert. Es gehörte zu den Schlössern der alten Adelsfamilie von Sparr. Bekannt ist, dass Tyle von Sparr ab 1365 Lehnsherr in Lichterfelde war und die Brüder Arendt und Christoph von Sparr das Herrenhaus im 16. Jahrhundert errichten ließen. Schlossherr war späterhin auch der sagenumwobene Heerführer des Großen Kurfürsten, Generalfeldmarschall Otto Christoph von Sparr. Er gilt als der eigentliche Sieger der Schlacht von Warschau 1656, die im Bündnis mit den Schweden gegen das polnische Heer gewonnen wurde. Theodor Fontane schilderte in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" den konfliktreichen Verlauf dieser Schlacht und würdigte mit der Darstellung der Biografie von Sparr dessen starke historische Persönlichkeit. 1668 verstirbt der erste brandenburgische Generalfeldmarschall auf seinem Gut in Prenden. Er wurde in Berlin beigesetzt - ein Marmordenkmal in der Marienkirche erinnert heute noch an ihn.

Von 1614 -1721 waren die von Gröbern Gutsbesitzer in Lichterfelde und danach bis 1760 die von der Geuder.
Bis nach 1801 gehörte das Schloss dem Bankier von Splitgerber jun. vom Berliner Bankhaus "David Splitgerbers seel. Erben" . Sein Vater, David von Splitgeber (1683 - 1764) aus dem Handels- und Bankhaus "Splitgerber & Daum", erwarb sich in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts große Verdienste beim Aufbau der brandenburgisch-preußischen Industrie im Finowtal. Splitgerber jun. tritt mit seinem Bankhaus in die Fußstapfen des Vaters als Pächter der königlichen Werke "Eisenspalterei", "Kupferhammer" und "Messingwerk", bis diese 1780 bzw. 1786 der direkten staatlichen Leitung unterstellt werden.
Die Schlosseigentümer im 19. Jahrhundert sind unbekannt. Als Fontane während seiner "Wanderungen" hier logierte, wird er - in Abwesenheit des Besitzers, den er nicht nennt - von einem Freund des Hauses empfangen.

Ansicht des ehemaligen Schlosses Lichterfelde 2010 Foto: H. Domnick

Ansicht des ehemaligen Schlosses Lichterfelde 2010
Foto: H. Domnick

Von 1912 -1945 war Schloss Lichterfelde im Besitz des vormals kaiserlichen Kammerherrn und späteren Politikers Elard von Oldenburg-Januschau und danach seiner Erben. Als Abgeordneter vertrat Oldenburg-Januschau führend die Interessen der Großagrarier, zunächst im Preußischen Abgeordnetenhaus von 1902 - 1912 für die Konservativen und 1930 -1932 für die Deutschnationalen im Deutschen Reichstag. Als Monarchist und Antidemokrat exponierte er sich mehrfach mit scharfmacherischen Äußerungen in der Öffentlichkeit und zog sich den Zorn der protestierenden Bevölkerung vor dem Reichstag in Berlin zu. Während des Kapp-Putsches 1920 hatten sich in seinem Schloss die Truppen der Reichswehr verschanzt, die im Roten Finowtal gegen die Arbeiterwehr eingesetzt werden sollten. Am 15. März 1920 versuchten zwei Hundertschaften der Eberswalder Arbeiterwehr dieses Vorhaben zu verhindern - jedoch vergeblich.
Oldenburg-Januschau starb 1937 in Marienwerder und ist hier begraben.

Quellen:
• Fontane, T: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Zweiter Teil.
   Das Oderland. Aufbau-Verlag. Berlin 1976
• Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Akademie-Verlag,
• Seifert, C./Bodenschatz, H./Lorenz,W.: Das Finowtal im Barnim.
   TRANSIT Buchverlag. Berlin 2002 (2.Auflage)
• Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag. Köln/Weimar/Wien 2002
 
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2003