Schloss Kröchlendorff

 

Inmitten eines großen Landschaftsparks liegt Schloss Kröchlendorff. Der geschlossene und harmonische Prachtbau erinnert an den englischen Tudorstil.
Ursprünglich gab es im Dorf einen Gutshof, bestehend aus einem barocken Gutshaus, dem Dorf mit Kirche, Schule und Schmiede - Reste davon sind noch erhalten. Der Bau des Gutshauses wurde 1731 vom königlichen Rittmeister Abraham von Arnim in Auftrag gegeben. Es wurde jedoch 1805 während des Feldzuges gegen Napoleon geplündert und zerstört.


Schloss Kröchlendorff, Eingangsseite
Foto: W. Ebert
Unweit davon entstand 1844/1848 das neugotische Schloss, wie es heute zu sehen ist. Bauherr war Baron Oskar von Arnim (1813 - 1903), verheiratet mit Malvine von Bismarck, der Schwester des späteren Reichskanzlers. Sein riesiger Gutsbesitz von 4628 ha umfasste neben dem Rittergut Kröchlendorff auch die Rittergüter Bertikow mit Seehausen, Bietikow, Dreesch und Drense, Woddow mit dem Vorwerk Heimstedt, Mittenwalde bei Templin und die Orte Kuhz, Ruhhof und Seeburg. Die Finanzierung des Schlossbaus erfolgte jedoch nicht vorrangig aus den landwirtschaftlichen Gewinnen, sondern über seine Anteile an der Berliner Industrie.
Mit diesen Mitteln konnte er sich einen der berühmtesten Architekten seiner Zeit engagieren - den Berliner Baumeister Eduard Knoblauch (1801 - 1865). Dieser hatte sich bereits durch den Bau anderer Landsitze des preußischen Adels einen Namen gemacht. Wirkliche Berühmtheit erlangte er mit dem Bau der Russischen Botschaft im Auftrag des Zaren, dem Umbau des Palais Redern und den Bau der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin. Er fertigte den Entwurf des Schlosses Kröchlendorff im Stile der englischen Gotik aus und leitete persönlich die Ausführung des Baus. Schlichtheit und Eleganz des großen, annähernd rechteckigen Putzbaus mit seinen schräggestellten quadratischen Ecktürmen und seiner sparsamen Fassadengestaltung üben noch heute auf den Besucher einen starken Reiz aus. Der das Schloss umgebende Landschaftspark wurde in Anlehnung an Pläne des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lennè gestaltet.
Roter Saal, Deckendetails. Foto: W. Ebert

Ab 1904 bis zur Enteignung 1945 war Detlev von Arnim (1878 - 1947) Eigentümer des Schlosses. Mit seiner Zustimmung wurden während es 2. Weltkrieges Teile der Japanischen Botschaft von Berlin nach Schloss Kröchlendorff verlegt. Noch vor Kriegsende diente es bereits als Flüchtlingsunterkunft und blieb dies auch nach 1945.
Ab 1949 übernahm die Sozialversicherung des Landes Brandenburg das Anwesen und wurde 1950 neuer Rechtsträger. Sie nutzte Schloss und Park zunächst als Tuberkulose-Heilstätte und danach als Sanatorium und Kindergenesungsheim. Von 1961 - 1990 war hier ein Kinderheim, für prophylaktische Kuren, mit dem Namen "Frohe Zukunft" untergebracht. Dadurch war zugleich der Erhalt des Gebäudes im wesentlichen gesichert.

Im Zuge der Einigung Deutschlands übernahm das Land Brandenburg das Objekt und verpachtete es an die Deutsche Gesellschaft für Europäische Erziehung, der OUTWARD BOUND - DGEE e.V. Diese ließ 1994 - 1996 das Schloss unter Leitung von Prof. Hütz aus Regensburg restaurieren und den Bedürfnissen einer modernen Jugendbildungsstätte anpassen. Ihre Bildungsprogramme beziehen sich auf Outdoor-Training und Erlebnispädagogik. Sie folgt dabei dem handlungsorien- tierten Lernkonzept von John Dewey und der "Erlebnistherapie" des Reform- pädagogen Kurt Hahn.

Quellen:
• Knoblauch, Paul: Kröchlendorff. Berlin 1996. (Reihe "Schlösser und Gärten der Mark")
• Chronik Kröchlendorff, Faltblatt
 
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2003