Schloss Blumberg [Barnim]

Unmittelbar vor den Toren Berlins, mit eigener Ausfahrt von der A 10, liegt Blumberg in der Barnimer Feldmark. Besonders an den Wochenenden unternehmen viele Berliner einen Ausflug zum sehenswerten Schlosspark, angelegt nach Plänen von Peter Joseph Lennè.Das ehemalige Schloss aus der Mitte des 19.Jahrhunderts wurde 1945 durch einen Großbrand völlig zerstört und danach abgetragen. Nur der Fundamentsockel und Reste von Nebengebäuden erinnern noch an das baukünstlerisch und literaturgeschichtlich bedeutsame Gebäude.


Schloss Blumberg, Lithographie nach
Alexander Duncker (1857 - 1883)

Blumberg entstand mit der Ostkolonisation und gehörte dem Brandenburger Bistum. Nach der Reformation wurde das Bischofsstädtchen Eigentum des Kurfürsten, der es zur Deckung seiner Bauschulden an Otto und Hans von Krummensee veräußerte. 1602 wurde Blumberg an den kurbrandenburgischen Kanzler und Geheimen Rat Johann von Löben verkauft, der hier 1603 das erste Schloss baute.

Seit 1665 war Freiherr Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz (1654 - 1699) Eigentümer. Er diente dem Großen Kurfürsten als "Cammer-Junker " und stieg über den "Chur.-Fürstl. Hof- und Legationsrat" bis zum "Dero würklichen Geheimen Rat" unter Friedrich III. auf, der ihm für große Dienste dankte. Die Welt hätte ihn als Staatsminister und Diplomat jedoch längst vergessen, wenn er nicht heimlich auch Dichter gewesen wäre - so ging er in die deutsche Literaturgeschichte ein. Das Hofleben bot ihm zu wenig Reiz. Er überdeckte seine "Hofverdrossenheit" mit fröhlicher Gastfreundschaft auf seinem Besitztum in Blumberg und lebte seiner natürlichen Neigung, Gedichte zu schreiben. In ihnen pries er die Vorzüge des Landlebens. Der Freiherr war also keineswegs "Hofpoet" zur Ehrung der Kurfürsten. Im Gegenteil - besonders in seinen Satyren übte er Kritik am höfischen Leben. Er verstarb in Blumberg, und die Kopie seines Porträts in der Kirche erinnert an ihn. Um 1700 erschien erstmalig eine Sammlung seiner Gedichte, aber nicht unter eigenem Namen. Erst 1727 wurde sein literarisches Werk unter Zufügung des "Leben(s) Des Freyherrn von Canitz. Beschrieben von Johann Ulrich König" namentlich veröffentlicht.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam das Landgut in Blumberg 1836 durch Kauf an Friedrich Ludwig von Arnim, dem Bruder des Eigentümers von Schloss Boitzenburg. Er beauftragte 1840 Peter Joseph Lennè, den barocken Park in einen englischen Garten umzugestalten und ließ sich 1842 von Baumeister Friedrich August Stüler (1800 - 1865) Entwürfe für den Um- und Erweiterungsbau des Herrenhauses vorlegen. Stüler war zu dieser Zeit bereits Leiter der Schlossbaukommission des Königs in Berlin. In Blumberg kam es zu einer direkten schöpferischen Zusammenarbeit zwischen>Stüler und Lennè, was ansonsten selten war.

Im gleichen Zeitraum entstand unter Stülers Leitung eine ganze Gruppe ähnlicher Schlösser, darunter auch Schloss Felchow in der Uckermark. Er folgte hier den Prinzipien des Villenstils, war aber in der Formensprache noch ganz klassizistisch - erkennbar an solchen Stilelementen wie der zarten Putzquaderung, den Giebeln mit den flachen antiken Neigungswinkeln und den vorherrschend gerade gedeckten Fenstern. Im Werkkatalog Stülers wird das Objekt dahingehend charakterisiert, dass der zweigeschossige, an der Gartenseite fünfachsige, an der Vorderfront aber längere Hauptbau von zwei niedrigen Flügeln an den Schmalseiten gerahmt war, die - verschieden geformt und gelagert - eine latente Symmetrie ergaben. An den Südostflügel schloss sich der Villenstilturm an.

Da Blumberg Majoratssitz war, konnte es nicht verkauft werden, sondern verblieb beim jeweils Erstgeborenen in der Familie der Arnims. Durch den letzten Besitzer, Graf Adolf von Arnim, wurde das Schloss 1912 im englischen Landhausstil modernisiert.

Nach Aufhebung des Majorats verkauften die Arnims ihren hochverschuldeten Besitz an die Gemeinnützige Siedlungs-Treuhandgesellschaft. 1934 wurde der Arbeitsdienst in das Schloss gelegt. Seit 1939 befand sich das "NSV-Reichsseminar für Volkspflegerinnen" in diesem Gebäude, das mit Neubauten für diesen Zweck ergänzt wurde.
Nach Kriegsende brannte das Schloss 1945 völlig ab, nur Nebengebäude blieben erhalten, dieviele Jahre von der Staatssicherheit der DDR genutzt wurden.
In den letzten Jahren wurden hier der Jugendclub und die Kindertagesstätte untergebracht.

Quellen:
• Börsch-Supan, E./Müller-Stüler, D.: Friedrich August Stüler 1800 - 1865.
   Deutscher Kunstverlag. München/Berlin 1997
• Märkische Dichterlandschaft. Hrsg. von Peter Walther.
   Deutsche Verlagsanstalt. Stuttgart 1998
• Zwischen Schorfheide und Spree. Brunnen-Verlag/Willi Bischoff. Berlin 1940
 
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004