Stadtpfarrkirche St. Marien Wriezen


Ruine von St. Marien, Wriezen
Foto: W. Ebert

Wriezen galt früher als ein Hauptort der Handelswege über den Barnim. Seine Anlage erfolgte unmittelbar an der Alten Oder und an der von Frankfurt nach Stettin führenden Handelsstraße (via regia), die hier mit der von Köpenick über Strausberg kommenden via vetus zusammentraf.Das ursprüngliche Wappen enthielt den brandenburgischen Adler - das Zeichen für eine askanische Stadtgründung nach 1230. Die regelmäßige planmäßige Stadtanlage mit gitterförmigem Straßennetz und großem zentral gelegenem Markt aus dem Mittelalter ist trotz Kriegszerstörung noch erkennbar. 1337 erhielt Wriezen das Strausberger Stadtrecht. Land- und Wasserzoll sowie das Niederlagerecht sorgten für reiche Einnahmen.
Im 15. Jahrhundert war Wriezen der größte und bedeutsamste Markt- und Handelsort im Oderbruch. So mussten auf dem Fischmarkt alle umliegenden Dörfer verkaufen. Aber auch der Weinbau und die Bierbrauereien füllten die Kassen. Im Dreißigjährigen Krieg lagerte Gustav Adolf 1631 seine Truppen in Wriezen und 1637 vereinigte sich hier der schwedische General Banér mit Wrangel.Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt zu 90 % zerstört, da sie am 1.2.1945 zur Festung erklärte wurde. Auch die Stadtkirche wurde 1945 ein Opfer des Krieges. Als Mahnmal des 2. Weltkrieges blieb sie bis heute als Ruine stehen, wobei sie in Teilen jedoch gesichert ist.


Kirchenruine vom Markt aus gesehen
Foto: W. Ebert

Der ruinöse Zustand erlaubt Rückschlüsse auf einen Vorgängerbau aus regelmäßigen Feldsteinen aus dem 13. Jahrhundert. Eine vermauerte rundbogige Pforte sowie das spitzbogige Feldsteinportal an der Südseite entstammen dem Gründungsbau. Es ist anzunehmen, dass die erste Kirche ein Saal mit Westbau war.
Ursprünglich besaß die Kirche ein Nikolaipatrozinium, das auf die Siedlung als Handelsplatz hinweist. Der Wechsel des Patroziniums in St. Marien erfolgte vermutlich bereits mit der planmäßigen Stadtanlage.
Zwischen 1400 und 1454 erfolgte ein Aus- und Umbau der Kirche in Backstein zu einer dreischiffigen Basilika, deren Grundriss noch heute sichtbar ist. Vor allem das Chorpolygon ist dieser Bauphase zuzuordnen. Das Patronat gehörte bis 1536 dem Kloster Friedland.
In einem nächsten Bauabschnitt zwischen 1470 und 1513 wurde die Marienkirche zur sterngewölbten Backsteinhalle umgebaut. Alle Teile erhielten die gleiche Höhe und wurden mit einem gewaltigen Dach überdeckt. Als "Kathedralkirche des Oderbruchs" bezeichnet, war die Kirche in Wriezen neben der Bernauer Marienkirche wohl das prächtigste Kirchengebäude des Barnim.
Aus Dokumenten ist ersichtlich, dass sie Anfang des 16. Jahrhunderts mindestens neun gestiftete Altäre besaß und eine Orgel. Auch späterhin zeugte die Freigiebigkeit der Stifter für die Ausschmückung der Kirche vom wirtschaftlichen Wohlstand der Stadt.Leider wurde die Ausstattung der Kirche 1945 völlig vernichtet.

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006