Ist Werneuchen Stadt oder Dorf - diese Frage beschäftigte die Historiker immer wieder. Theodor Fontane beantwortete sie auf poetische Weise: "Werneuchen gewährt den Anblick eines sauberen und an Wohlhabenheit immer wachsenden Städtchens."
Der strategisch günstige Lage an einer wichtigen Handelsstrasse von Berlin nach Oderberg und weiter nach Stettin verdankt der Ort seine Entwicklung. 1300 ist von "oppidum Warnow" die Rede. Der Ortskern in Gitterform wurde nie befestigt. Dennoch konnte Werneuchen seinen stadtähnlichen Status bis in das Spätmittelalter bewahren. Bereits vor 1416 kam Werneuchen in den Besitz derer von Krummensee. Nach der Reformation waren die von Krummensee auch die Kirchenpatrone.
Die einstige Stadt erlangte nie rechte Bedeutung und wurde 1624 zum "platten Land" gerechnet. Im Dreißigjährigen Krieg ist sie 1637 vollständig abgebrannt. Obwohl sie an einer wichtigen Handelsstrasse lag, vollzog sich der Wiederaufbau nur zögerlich. Erst 1865 wurde Werneuchen wieder zur Stadt erhoben.
Der Gründungsbau der Stadtkirche Werneuchen stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es war eine mittelalterliche Feldsteinkirche in der Form einer Chorquadratkirche mit Turm.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der Chor mit einem repräsentativen zweijochigen Netzrippengewölbe versehen. Bauaufnahmen des 1637 völlig zerstörten Baus sind nicht vorhanden. Nur bei Fontane findet sich eine Skizze des alten Baus. Auf ihr sind ein gerader geschlossener Chor, ein breiteres rechteckiges Schiff und ein querrechteckiger Westturm in Schiffsbreite zu erkennen.1873/74 wurde von R. Thiem und Milde ein neugotischer Backsteinbau erreichtet. Der Neubau bewahrte den ehemaligen Chor der mittelalterlichen Kirche. An der Ostseite des neuen Baus sind zwei zugemauerte lanzettenförmige Fenster des Ursprungsbaus zu erkennen. Der Westturm auf Feldsteinunterbau mit Strebepfeilern wird von einem Spitzhelm bekrönt. Schiffsostwand und Chor sind mit Stufengiebeln verziert.
Seit 1795 war Friedrich Wilhelm August Schmidt (1764 - 1838) als Dichter-Pfarrer hier tätig, der als "Schmidt von Werneuchen" in die regionale Literaturgeschichte einging. Von Goethe in den "Xenien" wegen seiner ländlichen Naivität verspottet, gehört er nach Theodor Fontane dennoch zum märkischen Dichtergarten. Sein Grab mit eisernem Kreuz befindet sich neben der Kirche auf dem Friedhof.
Quellen:
Fontane, T.: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Vierter Teil Spreeland. Berlin.
Aufbau Verlag 1979.
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006