Stadtpfarrkirche St. Marien Strausberg

Strausberg - am Handelsweg von Köpenick nach Wriezen an die Oder ("via vetus") und späteren Heerstrasse strategisch günstig gelegen, war lange Zeit umkämpft zwischen Wettinern und Askaniern. Vermutlich erfolgte die Stadtgründung erst nach 1240, also nach dem Sieg der Askanier im Zuge der Eroberung des Barnim. Als Lokatoren werden die Struzze von Pfuel angegeben. Die Stadt wurde mit zwei Parallelstraßen, dem Kirchplatz, der Kirche sowie dem Marktplatz in der Mitte planmäßig angelegt. 1254 ist die Gründung eines Dominikanerklosters durch Markgraf Otto III. bezeugt.

Kanzel der Stadtkirche
Foto: Katja Klebert
1258 erfolgte vermutlich hier der feierliche Akt der Landesteilung zwischen den askanischen Brüdern in eine johanneische und eine ottonische Linie.

 

Die Stadt nahm einen raschen Aufschwung. Als Mittelpunkt einer markgräflichen Vogtei reichte der Einfluss Strausbergs bis nach Wriezen.
Die Verlegung der Handelswege führte zum Absinken der Stadt zur Ackerbürgerstadt. 1402 eroberte Dietrich von Quitzow mit den Pommern die Stadt; 1404 vertrieb er wiederum mit einem Bürgeraufgebot die Herzöge von Pommern-Wolgast.
1415 wurde Strausberg wieder landesherrliche Territorialstadt. 1432 brannten die Hussitten die Stadt nieder und zerstörten Teile der Marienkirche.

Die Stadtkirche St. Marien mit ihrem ebenmäßig bearbeiteten Feldsteinmauerwerk befindet sich auf der höchsten Erhebung der Stadt. Sie stammt aus der Städtegründungszeit der askanischen Markgrafen und wurde vermutlich schon um 1240 erbaut. Es ist eine der wenigen in ihrem Gründungsbau erhaltenen mittelalterlichen Stadtkirchen, die im Kern die Übergangszeit von der Romanik zur Gotik ablesen lässt.

Deckenmalerei im Chorgewölbe
von 1448, Foto: Katja Klebert

Diese dreischiffige Pfeilerbasilika aus Feldstein ohne Querschiff, dafür aber mit einem auffallend langgestreckten, rechteckig geschlossenen Chor ist beeindruckend. Den westlichen Abschluss bildet ein über die Gesamtbreite des Langhauses vortretender Turmquerbau. Er springt leicht zurück nach dem ersten und zweiten Geschoss. Das Erdgeschoss war bis auf das spitzbogige Portal geschlossen. Der obere Teil aus grobem Feldsteinmaterial hat zwei schlanke, spitzbogige Zwillingsöffnungen auf dünnen Kalksteinsäulen. Die Ostfassade des Chores mit den drei Spitzbogenfenstern wirkt noch wie in der Gründungszeit in hoheitsvoller Strenge. Die Turmvorhalle ist von spätromanischen Kreuzgratgewölben überspannt. Sie öffnet sich mit drei Bögen zu den Kirchenschiffen.

Mondsichel-Madonna in der
St. Marien-Kirche Strausberg
Foto: Katja Klebert

Nachdem die Hussitten die Kirche teilweise zerstörten, wurde sie, baulich etwas verändert, wieder ausgebaut. An Stelle flacher Holzdecken sind laut Inschrift 1448 die jetzt vorhandenen Gewölbe getreten: Kreuzrippen im Langhaus, Sterngewölbe im Chor - dort in den Kappen reich bemalt mit Darstellungen von Christus als Weltenrichter, der Krönung der Maria, Johannes dem Täufer mit zottigem Fell, Maria Magdalena mit Salbgefäß, Margaretha mit dem Drachen oder Katharina mit dem Rad; dazu musizierende Engel und Heilige. Diese Deckenmalerei ist wie ein "Bilderbuch" über die Vorstellungswelt der Menschen aus dieser Zeit!
In einer Nische des nördlichen Seitenschiffes sind Reste von Wandmalerei mit Maria als Himmelskönigin erhalten.

Der spätgotische Schnitzaltar um 1520 (?) stammt vermutlich aus einer märkischen Werkstatt. Er steht auf dem Altarblock. Im Schrein ist die Madonna mit der Mondsichel im Strahlenkreuz zu sehen, umgeben von Engeln, die jene Folterwerkzeuge tragen, mit denen Jesus gequält wurde. Sie wird begleitet von Anna Selbdritt, Katharina, Johannes dem Täufer und dem heili8gen Stephanus. In den Flügeln stehen in zwei Reihen übereinander die zwölf Apostel, jeder erkennbar mit seinen Symbolen.Die barocke Kanzel mit ihren gedrehten Säulen stammt von etwa 1700, der Orgelprospekt mit Rokoko-Ornamenten von 1773.
Zwei figürliche Kindergrabsteine und Gemälde bereichern das Innere der Kirche.Bedeutsam ist der Grabstein des märkischen Chronisten Andreas Angelus, der 1598 an der Pest verstarb.

Quellen:

  Handmaterial der St.-Marien-Kirche Strausberg.

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006