Die Geschichte der Stadt wurde von ihrer Lage an einer Furt als Übergang über die Alte Oder sowie dem ehemaligen Handelsweg nach Pommern bestimmt. Markgraf Albrecht II. gründete zwischen 1211 und 1214 eine erste deutsche Burg. Seit 1231 war sie Sitz eines markgräflichen Vogtes. Im Schutz der Burg entwickelte sich Oderberg als Kaufmannssiedlung. Der Ort war immer eine "offene Stadt", also nie befestigt.
1231 überlassen die askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. den Prämonstratensern das Dorf Barsdyn bei Oderberg zum Bau des Klosters "Gottesstadt" und eines Marienhospitals als Raststätte der Reisenden. Das Hospital wird 1258 dem Zisterzienserkloster Mariensee (später Chorin) unterstellt. Zum Verbleib des Klosters existieren keine Dokumente.
1259 wird Oderberg erstmalig als Stadt bezeichnet. 1313 erhielt sie Stapelrecht für die Oderschiffahrt. Damit wurde sie wichtiger Umschlagplatz für die im Oderhandel dominierenden Hansestädte Frankfurt/Oder und Stettin. Ihr Wachstum wird 1317 durch die Verlegung der Straße nach Pommern über Eberswalde-Angermünde unterbrochen. Das Stapelrecht geht nach Eberswalde. Damit wurde die Bedeutung Oderbergs zwar geschmälert, aber noch 1375 brachte die Zollstelle die höchsten markgräflichen Einnahmen in der Mark Brandenburg.
1373 wurde hier erneut eine Burg gebaut. 1564 wurde sie auf sechs Jahre dem Markgraf Johann von Küstrin überlassen. 1637 und 1639 hielt sie der schwedischen Belagerung stand. 1754 erfolgte ihr Abbruch bis auf einen Rest.
Die verstärkt Benutzung der Oder als Wasserweg, die Errichtung einer Oderbrücke mit Zollstelle 1401 und die Erneuerung des Stapelrechts 1415 durch Kurfürst Friedrich konnten den Verlust früherer Privilegien nicht ausgleichen. Der Dreißigjährige Krieg, Pest und mehrere Stadtbrände verheerten die Stadt.
Der Oderdurchstich bei Neuenhagen 1753 und die Besiedlung des Oderbruchs veränderten die Verkehrslage erheblich und ließen Oderberg zu einem Ackerbürgerstädtchen absinken. Auch die Hauptwasserstrasse führte nicht mehr über Oderberg, was 1754 zur Verlegung der Zollstelle nach Hohensaaten führte.
Herausragendes Bauwerk der Altstadt ist heute die neue dreischiffige Stadtkirche St. Nikolai am Fuße des Albrechtsberges. Weithin sichtbar ist der Kirchturm mit der vergoldeten Wetterfahne in Form eines Segelschiffes.
Um 1250 beginnt der Aufbau der ursprünglichen Stadtkirche aus Feldsteinen in Kreuzform. Ferdinand von Quast (1807 - 1877), der erste Konservator der Kunstdenkmäler des preußischen Staates, hat sie späterhin in Bauzeichnungen festgehalten. Wie viele andere Stadtkirchen ist sie nicht erhalten und wurde durch einen Neubaum ersetzt.
An gleicher Stelle entstand 1853/55 eine neogotische Emporenbasilika nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler (1800 - 1865). Als Architekt des Königs Friedrich Wilhelm IV. im Rang eines Oberbaurates und Mitgliedes der Oberbaudeputation, errichtete er in königlichem Auftrag mehrere Kirchenbauten in der Region. Die bemerkenswerteste ist wohl der Neubau der Stadtkirche Oderberg. Sie ist langgestreckt und besitzt 5 Arkaden im Schiff und einen abgesetzten Chorpolygon. Als Baumaterial wurden gespaltene Findlinge und gelbe Ziegelsteine verwendet. Die Giebel sind mit Blenden geschmückt. Die spitzbogigen Fenster sind zweigeschossig angeordnet und entsprechen der Lage der dreiseitigen Empore im Inneren. Am Ostende des nördlichen Seitenschiffs steht ein sehr schlanker achteckiger Turm. Er wirkt in der Oderlandschaft wie ein komponiertes Architekturbild.
Die neugotische Inneneinrichtung aus der Bauzeit ist von beachtlicher Qualität, vor allem die Kanzel mit ihrer schlichten Architektur. Bemerkenswert ist auch ein gusseisernes Altarkreuz von 1855. Sehenswert ist eine funktionsfähige Darstellung des Glockenspiels.
Quellen:
Börsch-Supan E./Müller-Stüler D.: Friedrich August Stüler 1800 - 1865.
Deutscher Kunstverlag. München/Berlin. 1997
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006