1225 und 1229 schenkte Herzog Heinrich I. von Schlesien drei schlesischen Klöstern und den Templern das Land, auf dem der Markflecken Lubes mit einer Ausstattung von 100 Hufen nach deutschem Recht gegründet wurde. 1232 gestattete Herzog Heinrich, genannt der Bärtige, dem Kloster Leubus die Gründung einer Stadt. Er verlieh ihr Zollfreiheit durch sein ganzes Land für 10 Jahre. Mit dem Rückzug des schlesischen Klosters aus dem Land wechselte auch der Name der Stadt: nach 1245 wird sie als "Monichberg" (Mönchsberg) erwähnt. 1253 geht sie mit heutiger Namensnennung an den Erzbischof von Magdeburg.
Der trapezförmige Stadtgrundriss mit rechtwinklig kreuzenden Verbindungsstraßen schließt die hochgelegene Stadtpfarrkirche ein. Er verrät, dass die Stadt aus "wilder Wurzel", also nicht planmäßig gewachsen ist. Während der kirchlichen Streitigkeiten zwischen dem Kaiser Ludwig und dem Papst wurde die Stadt vom Bischof von Lebus bis 1333 mit dem Bann belegt. 1432 wurde sie von den Hussiten geplündert und auch im Dreißigjährigen Krieg hat der Ort arg gelitten. Im 17. Jahrhundert fanden Juden und Hugenotten hier ihre neue Heimat.Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt erheblich beschädigt. Von der früheren Stadtbefestigung sind nur noch Teile der Stadtmauer sowie der Küstriner und Berliner Torturm erhalten geblieben. Bis heute konnten die Kriegsschäden nicht vollständig ausgeglichen werden.
Der frühgotische Feldsteinsaal der Stadtkirche Müncheberg mit schmalerem, langgezogenem rechteckigem Chor stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. In der Art der altmärkischen Stadtkirchen hatte er einen westlich gelegenen mächtigen Querturm. Der älteste Teil der Kirche ist das Langhaus und ein Teil des Chores. Der Bau war nur halb so hoch wie die derzeitigen Seitenwände - erkennbar an dem Feldsteinmauerwerk, wie es an einigen Stellen innerhalb der Mauer sichtbar ist.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beginnen umfangreiche Um- und Erweiterungsbauten. Damals erhielt die Kirche ihre heutige Grundform und ihr stilistisch gotisches Gepräge. Der ursprünglich flachgedeckte Bau wurde gotisch eingewölbt. Die Wölbung hatte eine Überformung des gesamten Baues zur Folge. Somit wurde die Kirche zu einer zweischiffigen Backsteinhalle umgebaut. Über Achteckpfeilern zeigte sich nunmehr ein Sterngewölbe. Angefügt wurden ein Strebepfeilerkranz und ein fünfseitiger Chorschluss. Die vertikalen äußeren Stützpfeiler und das stark erhöhte Mauerwerk sowie die erhabene Höhe im Inneren stellten diese Kirche in eine Reihe mit den repräsentativen Sakralbauten in Angermünde oder Bernau.
Wegen Baufälligkeit musste der Turm Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen werden. Der vom alten Turm entblößte Westgiebel des Langhauses drohte einzustürzen. Er wurde in markanter Gestalt nach Entwurf von Karl Friedrich Schinkel als neugotischen Westturm neu errichtet und 1829 übergeben. Der Turm hatte vier Meter Abstand zum Kirchenschiff und wurde in Höhe des zweiten Obergeschosses durch einen brückenartigen unterwölbten Gang mit dem Schiffsdach verbunden. Damit wurde nicht nur statisch-technisch eine Lösung gefunden, die gesamte Westseite abzustützen, sondern es entstand auch eine geniale architektonische Lösung. Es entstand ein einmaliges prächtiges Bauwerk der Neogotik. Schinkel stellte diesen Turm nach dem von ihm entwickelten Prinzipien vor das mittelalterliche Gebäude, bemühte sich jedoch gleichzeitig um Anpassung an das mittelalterlich-märkische Architekturbild.
Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg während der schweren Kämpfe um die Stadt im April 1945 zerstört und war lange eine Ruine. 1992 /97 bekam sie Überdachung und einen Einbau. Der Wiederaufbau brachte eine interessante moderne Raumlösung: die "Arche" für multifunktionale Nutzung.
Die Idee wurde bereits 1971/72 vom Müncheberger Architekt Dr. Jonigkeit für den Wiederaufbau der Kirche entwickelt, aber nicht ausgeführt. Angestrebt wurde eine kirchliche und kulturelle Nutzung unter einem Dach vereint. Dieses Konzept wurde nunmehr realisiert. Der architektonisch einzigartige Einbau beherbergt die Stadtbibliothek und zusätzlichen Veranstaltungsraum für Konzerte und Ausstellungen. Es ist einer der reizvollsten Veranstaltungsorte im östlichen Brandenburg und unbedingt einen Abstecher wert.
Quellen:
Pietack, R.: Stadtpfarrkirche Sankt Marien zu Müncheberg - ihre Geschichte,Gedanken und
Ergebnisse zu ihrem Wiederaufbau. 2. überarbeitete Auflage. Müncheberg o. J.
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006