Lychen, seit 1996 "Staatlich anerkannter Erholungsort", verdankt seine Gründung dem Straßenpass zwischen den Seen. Zusammen mit Templin war Lychen sehr wichtig für die Landnahme der Askanier in Richtung Norden. Die Insellage bot gute Verteidigungs- und Übergangsmöglichkeiten. Gemäß Gründungsurkunde von 1248 beauftragte MarkgrafJohann I. die Lokatoren Daniel und Eberhard von Parvenitz mit der Anlage der Stadt. Während der ersten sechs Aufbaujahre war die Stadt von Abgaben befreit und erhielt Fischerei-Recht. Sie ist in unregelmäßige Rechtecke aufgeteilt und besaß von Anbeginn alle städtischen Attribute. Die in Teilen erhaltene Stadtbefestigung aus Feldsteinen lässt die Funktion der Stadt als wichtigen Grenzposten zwischen Brandenburg, Mecklenburg und Pommern erkennen. Sie war zugleich auch Ursache ständiger kriegerischer Auseinandersetzungen. 1317 - 1440 stand die Stadt unter mecklenburgischer Herrschaft, danach kam sie wieder an Brandenburg.
Die ständigen Streitereien hinderten die weitere Entwicklung der Stadt - sie hat sich nie über den mittelalterlichen Umfang ausgedehnt. Auch wurde sie durch die Gründung des Klosters Himmelpfort 1299 arg beeinträchtigt. Das Zisterzienserkloster erhielt vom Markgraf Besitzungen und Rechte im Umland, die teilweise den Lychenern direkt verloren gingen. Der Dreißigjährige Krieg, Pestwellen und mehrer Stadtbrände warfen die Stadt in ihrer Entwicklung zurück.
Die Stadtkirche St. Johann hat alle Wirren der Zeit überlebt. Durch die Lage auf einer Anhöhe nahe dem Seeufer gibt sie ein prächtiges landschaftstypisches Architekturbild.
Sie ist eine der wenigen frühgotischen Kirchen, die noch aus der Gründungszeit in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts weitgehend unverändert erhalten geblieben sind.Wahrscheinlich war es zunächst das einzige Gebäude aus Stein in der Stadt und diente vermutlich nicht nur sakralen Zwecken. Es war Zufluchtsort der Bürger in den kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Kirche war zunächst der Maria geweiht, wurde aber 1302 umbenannt in St. Johann, nachdem der Johanniterorden eine Komturei gründete und das Kirchenpatronat erhielt.Die Kirche besteht aus einem mächtigen Feldsteinsaal mit flacher Decke, einem eingezogenen Rechteckchor, einem Sakristeianbau und einem im Westen angeschlossenen schiffsbreitem Querturm. Der Chor ist etwas schmaler und gerade geschlossen, mit drei spitzbogigen Fenstern in der Ostwand. Auch die Fenster im Langhaus sind noch die frühgotischen. Über dem schlichten Südeingang wurde ein Rundfenster angebracht. Der einzige kreuzrippengewölbte Raum ist die Sakristei aus dem späten Mittelalter.
Im 15. Jahrhundert erhielt der trutzige, archaisch wirkende Turm eine spätgotische Backsteinerhöhung mit Dreieckgiebeln über den Schmalseiten, die den Gründungsbau repräsentativer macht. Die Blendengliederung erinnert an ähnliche in der Gegend, so beispielsweise an die Türme der Stadtkirche Angermünde oder der Kirche in Briest. Das quergestellte Satteldach ist ebenfalls als Turmabschluss in dieser Gegend üblich.
Nachdem ein Stadtbrand das Innere der Kirche verwüstete, erhielt sie 1698 eine neue barocke Ausstattung, so die hölzerne Kanzel mit Bildern der Evangelisten und bebilderten Sprüchen, den dreigeschossigen säulengeschmückten Altar mit Gemälden der Kreuzigung, der Auferstehung und der Himmelfahrt und die hölzernen Empore, die die gesamte Nord-, West- und einen Teil der Südwand umläuft. Aus dieser Zeit datiert auch die Fenstermalerei in der Sakristei - acht gläserne Wappenscheiben von 1693 und 1696.
1907 wurde vom berühmten Stettiner Meister Grünberg die Orgel als pneumatisches Werk mit 24 Registern und 1564 klingenden Pfeifen errichtet. Der neubarocke Prospekt wurde dem Stil des Altars angepasst. 1988 wurde diese Grünberg-Orgel komplett restauriert.In den Sommermonaten finden Orgel- Chor- und Orchesterkonzerte statt, die von den Urlaubern und Gästen der Stadt gern besucht werden.
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006