Die Stadt Liebenwalde liegt an einer Niederung der Havel. Ihre günstige Lage veranlasste die Askanier zum Bau einer Burg. Um 1230 entstand unweit davon eine deutsche Siedlung. Die Burg Liebenwalde hatte bis ins 15. Jahrhundert Grenzsicherungsfunktion - in ihrem Schatten konnte sich auch die Stadt entwickeln. Sie war Hauptort einer Vogtei und Sitz einer Probstei. 1244 wird der Ort erstmalig in einer Urkunde erwähnt, in der ein Probst "Henricus von Lewenwalde" als Zeuge auftritt.
Der Stadtgrundriss ist unregelmäßig - ein Zeichen dafür, dass sie vermutlich "aus wilder Wurzel" gewachsen ist. Da sie von Wasserläufen und Sümpfen umgeben war, hatte sie natürlichen Schutz und bedurfte keiner Stadtbefestigung.
Die Anfänge der Stadtkirche Liebenwalde dürften im 13. Jahrhundert liegen. Ihre Anfänge könnten bis in die Zeit der Propstei Liebenwalde gereicht haben. Ein Stadtbrand 1832 zerstörte sie bis auf den Grund. 1833/35 wurde eine neue Kirche errichtet, ein typisch klassizistischer Bau. Entworfen wurde sie von dem Zehdenicker Bauinspektor Friedrich Wilhelm Hermann, der sich am Grundmuster Karl Friedrich Schinkels orientierte. Als Leiter des preußischen Staatsbauamtes drängte Schinkel jedoch auf Korrekturen des Projektes. Der Turm wurde vom Kirchenschiff getrennt, um Setzungsschäden zu minimieren. Er erinnert an die freistehenden Campanile in der Toskana. Auch die Fensteranordnung an den langen Seiten des Schiffes geht auf Vorschläge Schinkels zurück.
Die Rundbogenfenster der Langseiten sind in zwei Reihen angeordnet und entsprechen den Emporen. Im Innern besitzt die Kirche eine halbrunde Apsis. Sie ist von außen nicht sichtbar.
Die Ausstattung stammt im Wesentlichen aus der Zeit der Erbauung, so die Kanzel, Taufe, Altartisch, Orgel und Kronleuchter. Sie gehen auf Schinkelsche Entwürfe zurück und stellen Kostbarkeiten klassizistischer Handwerkskunst dar.
Mit der Liebenwalder Kirche ist eine der besterhaltenen Leistungen des städtischen Sakralbaus auf dem Lande im klassizistischen Stil aus der späten Schaffenszeit Schinkels zu besichtigen. Der ehemals freistehende Turm wurde 1875 erneuert und durch eine Vorhalle mit dem Langhaus verbunden. 1982 wurde die Kirche restauriert.
Quellen:
Badstübner, Ernst: Brandenburg. 2. aktualisierte Auflage. Dumont Buchverlag. Köln 2000
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006