Stadtkirche Joachimsthal

Zwischen dem Werbellinsee und dem Grimnitzsee besaßen die Askanier bereits 1297 eine Burg, die auch im 14. Jahrhundert mehrfach von den Markgrafen beurkundet und von Kurfürst Joachim I. um 1525 wieder errichtet wurde.
1575/84 führte der kurfürstliche Leibarzt und Alchimist Leonhard Thurneysser Versuche zur Glasherstellung erfolgreich durch. 1601 ließ deshalb der Kurfürst Joachim Friedrich eine Glashütte bauen und besetzte sie mit böhmischen Glasmachern. 1604 erhielt Joachimsthal Stadtrecht. Es blieb immer eine offene, unbefestigte Ackerbürgerstadt. 1607 stiftete der Kurfürst eine höhere Schule, die später als das Joachimsthalsche Gymnasium in die Geschichte einging. Eine Tafel am Joachimsplatz erinnert heute an diese berühmte Bildungseinrichtung, die dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer fiel. Mit der Entstehung dieser Fürstenschule nach sächsischem Vorbild wurde Joachimsthal zur Mediatstadt und unterstand der Verwaltung des Schuldirektoriums.


Stadtkirche Joachimsthal
Foto: W. Ebert

Die erste bezeugte Stadtkirche von Joachimsthal entstand zusammen mit dem Gymnasium. Es soll ein Fachwerkbau gewesen sein - so steht es jedenfalls in den Bauakten. Aus der zeitgenössischen Schülerzeichnung des Gymnasium ist allerdings zu entnehmen, dass sie ein Steinbau gewesen sein muss. Für damalige Verhältnisse hat sie beachtliche Ausmaße besessen. Sie besaß einen quadratischen Westturm und einen polygonalen Ostabschluss. Wegen Baufälligkeit erfolgte 1724 der Abriss.
1726 wurde Johann Gottfried Kemmeter mit dem Entwurf einer neuen Kirche im Stile des Barock beauftragt, aber erst 1735 konnte unter Bauinspektor Eichler mit dem Bau begonnen werden. Der Turm wurde aus Kostengründen erst 1740/41 hinzugefügt. Die Kirche war ein Quersaal mit T-förmigen Innenraum. Dem Erweiterungsflügel an der Nordseite korrespondierte an der Südseite der Turm, so dass der Grundriss im ganzen Kreuzform erhielt.

1814 wurde die Kirche während des großen Stadtbrandes arg beschädigt. Auch Pfarrhaus, Schule und Amtshaus fielen den Flammen zum Opfer. 1817 wurde mit der Wiederherstellung nach einem Projekt des Baukondukteurs Schramm begonnen. Die Kreuzform wurde beibehalten, aber aus der ehemals barocken Kirche entstand ein neugotischer Umbau unter Mitwirkung von Karl Friedrich Schinkel, der das Projekt als Mitglied der Oberbaudeputation betreute. Auf Schinkel gehen vor allem die freistehenden Giebel zurück. Eine höher geführte Blendmauer wird durch zwei Eckpfeiler in Form sehr schlanker Türmchen eingefasst. Sie ersetzt den fehlenden Turm. Die spitzbogigen Portale und die schlichten Maßwerkfenster passen sich formschön an. Auch die Verwendung verschiedener Formziegel wird Schinkel zugeschrieben.

Innen wurde die ehemals barocke Raumkonzeption beibehalten; die Einrichtung erfolgte jedoch in gotisierenden Formen. Die Hufeisenempore ist durch einen klassizistischen Orgelprospekt geschmückt Notwendige Baumaßnahmen haben jedoch den Charakter des Innenraumes von 1817 verändert. Der ursprünglich quergerichtete Raum wurde 1969 geostet; der nördliche Kreuzarm dient seither als Winterkirche und der südliche wurde als Sakristei abgetrennt. 1974 gestaltet E.- V. Nahmmacher die einheitliche Ausstattung neu aus Holz mit Kupfer- und Glasflusseinlagen.

Quellen:

 

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006