Stadtpfarrkirche St. Stephan Gartz


Befestigte Ruine des Mittelschiffes
Stadtkirche / W. Ebert

Gartz, ursprünglich eine gegen Brandenburg gerichtete pommersche Grenzfeste, erhielt durch Herzog Barnim I. von Pommern 1249 das Magdeburger Stadtrecht. Das gitterförmige Straßennetz und der fast quadratische Markt deuten auf eine planmäßige Anlage. 1271 erhielt die Stadt Niederlagerecht. Seither konnte sie sich rasch entwickeln. Schon in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ist die steinerne Befestigung mit Wall und Graben erfolgt. Bereits 1305 ist eine Brücke über die Oder bezeugt. Binnenschifffahrt und Durchgangshandel stärkten die Stadt. Ihr Ansehen erhöhte sich durch die zeitweilige Mitgliedschaft zur Hanse. Die ehemalige Heiliggeistkapelle, ein um 1400 errichteter Saalbau mit schlankem Westturm, legt noch heute Zeugnis ab von der Wohlhabenheit der Stadt (sie konnte 1993 wieder hergestellt werden).

Mit dem Ausbau von Schwedt im 17. Jahrhundert verlor Gartz jedoch an Bedeutung und ist seither eine ländliche Ackerbürgerstadt.
Im 2. Weltkriege wurde sie 1945 fast völlig in Schutt und Asche gelegt und konnte sich nur mühsam davon erholen.


Stadtkirche Gartz, Choransicht
Foto: W. Ebert

Die Stadtkirche St. Stephan war eine spätgotische Backsteinkirche aus dem 14./15. Jahrhundert, deren Vorgängerbau aus Feldsteinen 1259 erstmals urkundlich erwähnt ist. Die herrliche dreischiffige Backsteinhalle mit mächtigem Westturm wurde im April 1945 fast völlig zerstört; nur die Umfassungswände blieben erhalten und wurden gesichert. 1983/87 erfolgte eine Teilrekonstruktion mit Einbau eines modernen Gemeindezentrums. Auch der Turm ist wieder begehbar.

Zum Glück blieb der kunsthistorisch besonders wertvolle Chor von 1425 unzerstört. Es ist ein Kleinod aus der Schule des Hinrich Brunsberg aus Stettin und gehört zur anspruchsvollsten Backsteingotik des Landes Brandenburg. Dieser einschiffige Langchor mit einem fünfseitigen Polygonschluß besitzt verfeinerte Dekorationsformen aus Terrakotta. Seine Fenster sind von hohen Nischen zwischen den nach innen gezogenen Strebepfeilern eingefasst. Außen wird die markante Gliederung mit reichem Formsteindekor auf den Stirnseiten der Strebepfeiler sichtbar. Die Sterngewölbe im Innern ruhen auf fein profilierten Wandvorlagen.

Quellen:

  Badstübner, Ernst: Brandenburg. 2. aktualisierte Auflage. Dumont Buchverlag, Köln 2000

Unweit des kleinen Städtchens Gartz mit seinem Stettiner Stadttor, dem Turm Blauer Hut (1945 weitestgehend zerstört) und dem Kanonenschuppen führt die Märkische Eiszeitstraße  vorbei am Naturschutzgebiet Gartzer Schrei weiter bis nach Mescherin an der Oder. Mescherin ist eines der Eingangstore zum Nationalpark Unteres Odertal.  Von hier führt eine Straße und Brücke auf die polnische Seite nach Gryfino. Für forstlich interessierte  Besucher lockt hier der "krumme Wald" dessen Entstehung und Geschichte immer noch weitestgehend unbekannt ist. ( Siehe Abbildung!).






 

Der restaurierte Kanonschuppen in Gartz, heute Kulturhaus. Foto: H. Domnick

Der restaurierte Kanonenschuppen in Gartz,
heute Kulturhaus. Foto: H. Domnick
 

Mescherin, der Eingang zum Nationalpark Unteres Odertal Foto: H. Domnick

Mescherin, der Eingang zum Nationalpark
Unteres Odertal Foto: H. Domnick

 

 

Im krummen Wald von GryfinoFoto: H. Domnick

Im krummen Wald von Gryfino Foto: H. Domnick




 

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006

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