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Stadtkirche St. Maria Magdalena, Eberswalde

1261 wurde die markgräfliche Burg Eversberch (Ebersberg) erstmals urkundlich erwähnt. An ihrem Fuß lagen das deutsche Dorf Jacobsdorf und die Marktsiedlung Ebersberg. Beide Siedlungen werden später zusammengelegt. 1276 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Eberswalde. An der Furt über die Finow, an der Handelsstrasse von Spandau nach Stettin gelegen, entwickelte sich die Stadt rasch. Mit der sog. Grenzbriefurkunde wurde das Gebiet der mittelalterlichen Stadt (civitas) 1300 durch Markgraf Albrecht III. bestätigt und damit die landesherrliche Anerkennung vollzogen. Der mittelalterliche Stadtkern, auf ovaler Fläche planmäßig angelegt, besitzt ein gitterförmiges Straßennetz. Auf südlich ansteigendem Gelände erhebt sich als Wahrzeichen die Stadtkirche St. Maria Magdalena.
1317 verlegte Markgraf Woldemar die Handelsstrasse Leipzig - Frankfurt/Oder - Stettin über Eberswalde und verlieh dem Ort das Recht der Warenniederlage. Eberswalde wurde Umschlagplatz für alle die Finow benutzenden Oderschiffe.
Die 1359 erstmalig genannte St. Georgs-Kapelle ist eine der beiden mittelalterlichen Hospitäler zuzuordnen, die sich wegen der Seuchengefahr außerhalb der Stadtmauer befanden. Die Kapelle dient seit 1973 als Konzerthalle für Kammermusik.
Nach dem Bau des Finowkanals entwickelten sich die Stadt und deren nahe Umgebung zum frühesten Industriegebiet der Mark. Ab Ende des 19. Jahrhunderts erlebte das Finowtal als Industriestandort eine rasante Ausdehnung - und mit ihm die Stadt Eberswalde.
Während des 2. Weltkrieges erlitt Eberswalde starke Zerstörungen.


Stadtkirche St. Maria Magdalena
Foto: G. -U. Michaelis

Die Maria-Magdalenen Kirche ist der herausragendste Bau zur Zeit der Askanier auf dem Barnim. Sie wurde um 1250 unter markgräflicher Förderung errichtet. Altarstiftungen der brandenburgischen Askanier von 1294 und 1300 bezeugen die Protektion. Beendet wurde der Bau mit großer Wahrscheinlichkeit unter dem Einfluss der Bauhütte des Klosters Chorin. Viele Ähnlichkeiten zur Kirche des Klosters lassen dies vermuten, so der schöne Chorpolygon mit seinen schmalen, spitzbogigen Fenstern mit Maßwerk und schlanken Strebepfeilern sowie der Palmettenfries.
Der gotische Backsteinbau ist eine dreischiffige, kreuzrippengewölbte Pfeilerbasilika von vier Jochen, einem zweijochigen Chor mit siebenseitigem Polygon, gegliedert durch einfache Strebepfeiler und schmale Maßwerkfenster. Die seitlichen Choranbauten und der Westturm von Mittelschiffbreite, der beidseitig von den weitergeführten Seitenschiffen eingefasst ist, vervollständigen den Bau. Sein heutiges Aussehen wurde bereits im mittleren 14. Jahrhundert durch die Erhöhung und Einwölbung der Kirche bestimmt.


Terrakottareliefs an den Portalen der Maria-Magdalenen-Kirche
Eberswalde, Foto: W. Ebert

Kunsthistorisch besonders wertvoll sind die alten Portale im Westen, Norden und Süden mit einem Figurenprogramm aus Terrakotten. Sie gehören zum Ursprungsbau und sind zeitlich um 1280/90 anzusetzen. Dargestellt werden der Passionszyklus, Szenen aus dem Alten und Neuen Testament und die klugen und törichten Jungfrauen, aber auch Fabeltiere und Fratzen aus dem germanischen Altertum. Diese figürlichen Reliefs sind einmalig für die Mark Brandenburg.

Aus dem 13. Jahrhundert stammt ebenfalls die Bronzetaufe, an deren pokalförmiger Kuppa der brandenburgische Wappenschild mit dem Adler zwanzigmal erscheint und das Taufbecken als eine markgräfliche Stiftung ausweist. Diese Fünte ist eine der wertvollsten Exemplare ihrer Art in Deutschland.
Vom Ende des 15. Jahrhunderts sind zwei Holzplastiken erhalten - der hl. Martin und der Schmerzensmann. Außergewöhnlich für diese Gegend ist das überdimensionale Freskogemälde eines Christopherus aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhundert.

Vor der Kirche hat die berühmte und sagenumwobene Barbara-Glocke ihren neuen Standort gefunden. Sie wurde 1518 neben der Kirche gegossen, mit einem Relief und Münzabdrücken versehen - vermutlich durch den Lübecker Glockengießermeister Hinrich van Kampen(wofür es jedoch keine endgültige Bestätigung gibt). Sie zersprang mehrfach und wurde immer wieder repariert. 1992 fand die letzte Instandsetzung durch den Eberswalder Metallgestalter E. Herrmann statt.


Barbara-Glocke / G.-U. Michaelis

1538 wurde dem Rat der Stadt von Kurfürst Joachim II. das Patronatsrecht über St. Maria Magdalena geschenkt. Als Dank überließ die Stadt dem Kurfürsten eine Glocke für den Berliner Dom. Sie wurde auf der Bernauer Heerstrasse nach Berlin transportiert. Aber auch sie zersprang 1705.Die Phase der Prosperität der Stadt bewirkte nach 1600 mehrere wertvolle Anschaffungen. Schon beim Eintritt in die Kirche fällt der alles dominierende mehrgeschossige Schnitzaltar auf. Er wurde von Kurfürst Joachim Friedrich (1598 - 1608) in Auftrag gegeben und 1606 aufgestellt. Es ist eine der größten Renaissancealtäre des Barnim im Sinne der Reformation.

Das evangelische Glaubensbekenntnis wird in vier Ebenen bildhaft umgesetzt (Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung, Jüngstes Gericht). Zahlreiche Apostel und Propheten flankieren das Bildprogramm. Auf Schrifttäfelchen oder als Umschrift zum Bild werden zur besseren Erklärung Bibeltexte zitiert. Gemäß Altarinschrift auf der Rückwand waren Johannes Liebe und Clemens Krüger an der Fertigung des Altars beteiligt.


Renaissance-Altar der
St. Maria Magdalena
Foto: G.-U. Michaelis

Aus der gleichen Zeit stammt auch der reich verzierte Abendmahlskelch. Er ist in seiner Größe geeignet, das Abendmahl mit der ganzen Gemeinde zu feiern, wie es Luther lehrte.Seit 1586 wurden im Kirchenraum "Manns- und Frauenstühle" nach einer besonderen Stuhlordnung verkauft, womit die soziale Struktur auch in der Kirche sichtbar wurde.
Anfang des 17. bis Mitte 18. Jahrhundert entstanden 18 Chöre - Empore durch Einbauten - leider wurden sie später alle entfernt. Neben dem Ratschor und Junkerchor (dem späteren Soldatenchor) gab es einen Hammerchor, Kupferhammerchor, Tuchmacherchor, Schuhmacher- und Lohgerberchor, den Ruhlaer Messeschmiede-Chor und andere. Sie spiegelten die Entwicklung von Handwerk und Industrie wider.1783 wurde durch den bekannten Berliner Orgelbauer Ernst Marx eine neue Orgel eingebaut, 1824 durch Emil Marx repariert und danach von der Eberswalder Orgelbaufirma Kienscherf betreut. Sie ist noch heute hörenswert!

Eine bauliche Wiederherstellung der Stadtpfarrkirche erwies sich schon zu Beginn der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts als notwendig. Ein erstes Projekt von 1863 wurde abgelehnt. 1865 legte der Geheime Oberbaurat Friedrich August Stüler einen neuen Plan vor. 1866 wurde Kreisbaumeister Düsterhaupt aufgefordert, das Projekt zu prüfen. Erst 1874/76 begann unter der Oberbauleitung des Königlichen Bauinspektors von Berlin, Blankenstein, die grundlegende Restaurierung. Die örtliche Bauleitung übernahm der Oberbarnimer Kreisbaumeister Düsterhaupt. Das Innere und auch der Turm wurden neogotisch überformt.

1976/77 erfolgte die farbliche Neufassung der Kirche. Ausbesserungsarbeiten am Mauerwerk des Turms und der Schaugiebel sowie eine Restaurierung der Kapelle geschahen 1992/93. Die Restaurierungsarbeiten werden fortgesetzt.

Quellen:

 

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006