Stadtpfarrkirche Biesenthal

Biesenthal zählt zu den ältesten Ansiedlungen auf dem Barnim. Durch ihre Lage an der wichtigen Heer- und Handelsstrasse von Bötzow (Oranienburg) nach Oderberg erlangte sie im Mittelalter besondere Bedeutung. Bereits 1258 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Eine markgräfliche Burg der Askanier wurde um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert angelegt und war Vogtsitz. Die strategische Bedeutung des Ortes für das Vordringen der Askanier im Zuge der Ostkolonisation ist ablesbar an der gleichnamigen von Biesenthal nach Oderberg über die Finowniederung verlaufenden Straße, der "via Bizdal". Die Stadt entstand auf unregelmäßigem Grundriss, sie ist also nicht planmäßig angelegt worden, wie viele andere in der Region.
Die 1317 durch den Markgrafen Waldemar vorgenommene Verlagerung der Handelsstraße über Eberswalde führte den Ort ins Abseits. 1337 verpfändete der Markgraf Ludwig d. Ä. Burg und Stadt.
Anfang 15. Jahrhundert wird Biesenthal als erbliches Lehen vergeben an das Rittergeschlecht derer von Arnim. 1577 traten sie die Stadt an den Kurfürsten Johann Georg ab, der hier ein kurfürstliches Amt errichtete.
Mehrere Großbrände, wie die von 1580, 1632 und 1756 hatten für den Ort verheerende Folgen und vernichteten die alte Stadtanlage. Dem letzteren Brand fiel auch der Gründungsbau der Stadtkirche zum Opfer.


Stadtpfarrkirche Biesenthal
Foto: W. Ebert

Von der ehemaligen Stadtkirche Biesenthal ist nur der Westteil erhalten, auf dem sich heute der quadratische Turm erhebt. Der Ursprungsbau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts befand sich an der höchsten Stelle des Ortes. Die etwas abseitige Lage deutet darauf hin, dass die Kirchengründung bereits vor der Marktsiedlung erfolgt sein könnte. Die Reste des mittelalterlichen Feldsteinbaus heben sich mit ihrer regelmäßigen Schichtung gut sichtbar ab von dem viel später angefügten Hauptteil der Kirche. Die Höhe des Turmes scheint etwa der des einstigen Schiffes entsprochen zu haben. Erhalten blieb auch ein dreifach abgetrepptes Spitzbogenportal an der Westseite. Direkt über dem Portal befindet sich ein schlitzartiges Fenster, ebenfalls an der Nord- und an der Südseite. Ein Stadtgrundriss aus der Zeit vor dem großen Brand zeigt, dass das Gebäude ein einschiffiges Langhaus mit leicht eingezogenem einschiffigem Chor gewesen zu könnte. Urkundlich ist bewiesen, dass der Turm 1544 eine doppelte Spitze hatte.


Portal der Stadtpfarrkirche
Biesenthal / W. Ebert

Insgesamt lassen sich Anfang des 16. Jahrhunderts bis zu fünf Altäre nachweisen. Einer davon ist Erasmus gewidmet - vermutlich war Erasmus von Arnim als Kirchenpatron der Stifter. Auch der Turmumbau 1544 ist mit der Familie von Arnim verbunden.1577 ging das Kirchenpatronat an den Kurfürsten über.

1764/67 entstand nach dem erwähnten Stadtbrand der Neubau der Biesenthaler Kirche - ein stattlicher, verputzter barocker Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor. Die hohen, schlanken korbbogigen Fenster des Kirchenschiffes lassen fiel Licht in das Innere der Kirche fluten. Die Barockportale an den Längsseiten sind mit Verdachung und Kartusche ausgestattet. 1858/59 wurde der heute sichtbare quadratische Turm mit Spitzhelm aufgesetzt, und es erfolgte der Anbau der östlich gelegenen Sakristei.
Innen wird die Kirche von einer Putzdecke abgeschlossen. Hufeisenförmige, bis in den Chor reichende hölzerne Emporen, an den Längsseiten doppelgeschossig, bieten der Gemeinde ausreichend Platz. In dem innen gerundeten Ostschluss befindet sich ein hoher Kanzelaltar aus Holz mit rundem Rokoko-Kanzelkorb und korinthischen Doppelsäulen aus der Zeit um 1770.

Quellen:

  Schmidt, Rudolf: Geschichte der Stadt Biesenthal. Eberswalde 1941

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006