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Die Stadt Bernau entstand aus "wilder Wurzel" an einer Heer- und Handelsstrasse, die zunächst von Spandau, später auch Berlin kommend, den Barnim erschloss. Über ihren Ursprung sind keine Dokumente erhalten. Nach vergleichender Geschichtsforschung kann davon ausgegangen werden, dass die Stadtgründung 1232 erfolgte. Eine erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahre 1292, wonach ein Probst Ludolph von Bernau als Zeuge auftrat.
Die erste Siedlung hatte eine auf die Kirche ausgerichtete Straßenführung. Die Kirche steht auf dem höchsten Punkt des Ortes. Der Platz um die St. Marien-Kirche ist die älteste Begräbnisstätte - die Grabsteine an der Außenwand der Kirche weisen darauf hin.
Bernau war bis zur Reformation Sitz eines Propstes, dem auch zunächst Berlin unterstand. Die Propstei erklärt vermutlich auch die für eine Kleinstadt außergewöhnlichen majestätischen Ausmaße einer Stadtkirche. Bezeugt ist der Bernauer Probst Nicolaus Cyriakus, der 1325 den Petersgroschen für den Papst einfordern wollte und dabei von den aufgebrachten Berlinern erschlagen wurde. Das Sühnekreuz an der Berliner Marienkirche erinnert an diese Tat. Berlin und Köln wurde dafür ein schwerer Kirchenbann auferlegt.
1338 stifteten die reichen Tuchmacher- und Gewandschneidergilden das Georgenhospital, dem im 15. Jahrhundert eine einschiffige, spätgotische Kapelle aus Backstein hinzugefügt wurde.
In der Zeit der Pestseuchen reichte der Friedhof nicht mehr aus. Allein 1516 starben 1110 Menschen und auch in den folgenden Seuchenjahren folgten viele dem "Schwarzen Tod". Sie wurden zwischen den Wällen am ehemaligen Mühlentor beigesetzt. Sehenswert ist die weitgehend erhaltene mittelalterliche Wehranlage mit dem Steintor, dem Hungerturm und dem Pulverturm.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert wuchs die Wohlhabenheit der Stadt dank des anwachsenden Tuchmachergewerbes und der Bierbrauerei. Ihr Reichtum kam aber auch aus dem Handel. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts fuhren jährlich Tausende Fuhrwerke durch das "Steintor", beladen mit Getreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten aus Vorpommern und der Uckermark nach Berlin, für die Zoll erhoben wurde.
Weithin sichtbar beherrscht das imposante Gebäude der Stadtkirche St. Marien mit seinem majestätischen Ziegeldach noch heute das Gesicht der Stadt. Diese spätgotische Backstein-Hallenkirche ist der bedeutendste spätmittelalterliche Kirchenbau auf dem Barnim und außergewöhnlich durch ihre reiche Ausstattung. Sie wurde zwischen 1975 und 1990 über einen längeren Zeitraum vollständig restauriert.
Weithin sichtbar beherrscht das imposante Gebäude der Stadtkirche St. Marien mit seinem majestätischen Ziegeldach noch heute das Gesicht der Stadt. Diese spätgotische Backstein-Hallenkirche ist der bedeutendste spätmittelalterliche Kirchenbau auf dem Barnim und außergewöhnlich durch ihre reiche Ausstattung. Sie wurde zwischen 1975 und 1990 über einen längeren Zeitraum vollständig restauriert.
Bis zu seiner heutigen Gestalt hat das Gebäude mehrere Bauphasen erlebt. Die erste massive Kirche entstand um 1250. Diese dreischiffige Feldsteinbasilika mit Westturm war vermutlich spätromanisch. An der Ostwand des Turmes sind Feldsteinmauerreste dieses Vorgängerbaus zu entdecken. . Es wird vermutet, dass sie dem heiligen. Nikolaus geweiht war, dem Schutzpatron der Händler. Seine Legenden werden in der Predella des Altars von St. Marien dargestellt. Noch vorhanden ist die erste Glocke aus dem 13. oder frühen 14. Jahrhundert. Sie wurde unmittelbar neben der Kirche gegossen - nordwestlich des Turmes konnte ein Glockengussplatz nachgewiesen werden. Auch ist ein pokalförmiger Taufstein aus dieser Zeit erhalten.
Bereits um 1300 wurde begonnen, die Kirche umfangreich umzugestalten. Das Mittelschiff wurde annähernd auf die heutige Breite erweitert und war flachgedeckt. Im Osten befand sich ein gewölbter Backsteinchor mit siebenseitigem Polygon. 1339 erfolgte die Altarweihe.
Anfang 15. Jahrhundert begann ein permanentes Baugeschehen. Schrittweise entstand eine weiträumige Backsteinhallenkirche mit vierschiffigem Langhaus, dreischiffigem Umgangschor und einem quadratischem Westturm. Ihr spätmittelalterliches Gepräge zeugt vom Selbstbewusstsein und vom Reichtum der Bürger dieser Stadt. Eine Bauinschrift besagt, dass ein Meister Petrus Hinr(icus) von Luckov den Bau 1519 vollendete. Der Turm musste 1846 ersetzt werden durch einen quadratischen Turm aus Backstein nach einem Entwurf von Bauinspektor Butzke; gleichzeitig wurde die gesamte Kirche restauriert durch den Architekten J. Manger.
Der gesamte Innenraum ist in unterschiedlichen Formen der Spätgotik überwölbt. Hier finden sich Sterngewölbe, Netzgewölbe und Kreuzgewölbe. Die einheitliche Farbgestaltung der jüngsten Kirchenausmalung, ein weißer Anstrich mit einem Fugennetz aus schwarzen Doppelstrichen, entspricht etwa der von 1520.
Die Bernauer Kirche ist eine der am reichsten ausgestalteten in der Mark. Vom Anfang des 15. Jahrhunderts stammen die Reste eines Christophorus an der nördlichen Außenwand. Der Triumphbalken mit dem Triumphkreuz und den Figuren der Maria und des Johannes ist inschriftlich datiert von 1490. Über dem Eingang zur südlichen Vorhalle wurde ein spätmittelalterliches Wandbild "Der gute und der schlechte Beter" freigelegt. Beachtlich ist ein Relief aus dem frühen 15. Jahrhundert an der Ostwand des Seitenschiffes - Gebet Christi am Ölberg. Im Chorumgang steht eine 1606 geschnitzte Taufe mit turmartigem Deckelaufsatz. Am Kanzelkorb von 1609 haben spätgotische Schnitzfiguren Verwendung gefunden. Große Epitaphien und Pastorenbilder schmücken die Wände unter den Fenstern.
Besonders sehenswert ist das Sakramentshaus am Nordostpfeiler des Chorumgangs. Es ist aus Backstein gemauert; darin eingefügt der eigentliche Schrein aus Holz mit eisenbeschlagenen Türen. Die Malerei aus dem 16. Jahrhundert verdeckt eine aus dem frühen 15. Jahrhundert. Ebenfalls sind Reste eines aufwendigen Gestühls erhalten, darunter der Bürgermeisterstuhl im Chor.
Bedeutendestes Ausstattungsstück der Marienkirche ist der Hochaltar - eine der besten spätgotischen Flügelaltäre der Mark um 1520. Bekrönt werden Mittel- und Seitenschreine von einem zweigeschossigen Aufbau: unten Christus in der Mitte zwischen Petrus und Paulus, oben Georg, umgeben von Andreas und Jakobus d. Ä. Die Predella zeigt vier Gemälde mit Szenen der Nikolauslegende. Der Schrein hat sechs Flügel: die zwei äußeren sind feststehend, die inneren beweglich. Bei völlig geöffnetem Altar zeigt sich als "Festtagsseite" in geschnitzten Figuren die Szene der Marienkrönung und in den Flügeln je drei Reihen von Heiligenfiguren, deren Namen in den Nimben eingeritzt sind. Bei Schließung der Innenflügel erscheint die "Sonntagsseite" mit 32 Szenen aus dem Leben Christi. Sie stammen aus der Schule des Lukas Cranach d. Ä . Die Bildreihen sind von oben nach unten "zu lesen".
Bei der zweiten Wandlung des Altars erscheint die "Werktagsseite" mit Szenen aus verschiedenen Heiligenlegenden.
Die Kirche hatte im 15. Jahrhundert eine Vielzahl von Nebenaltären, unter anderem gestiftet von der Gilde der Wollweber und Gewandschneider. 1540 wurden 15 Altäre nachgewiesen, die auch andere Gewerbe als Stifter hatten, so die der Knochenhauer, der Schuhmacher und der Schneider. Es folgten auch die Leinweber und Schmiede. Leider wurden diese Altäre im 18. Jahrhundert alle beseitigt. In den Wandnischen des Chorumgangs sind jedoch noch die Mensen der Nebenaltäre vorhanden.
Einmalig in der Gegend der Märkischen Eiszeitstrasse sind die Renaissance-Malereien an den Emporen. Die Nord- und Westemporen wurden bereits 1614 als Tuchmacher-, Schuster und Knechtschor erbaut. Auch die Orgelempore existierte schon. Bemalt sind diese Renaissance- Emporen mit 75 Bildern an den Brüstungsfeldern. Es sind auf Leinwand gemalte biblische Szenen.
St. Marien ist wie geschaffen für Musikerlebnisse. Am zweiten Oktoberwochenende findet seit 1994 jährlich das "Festival Alter Musik" statt. In seiner Besonderheit, der Pflege alter Musik, gehört es mit bekannten Orchestern, Chören und Solisten zu den beliebtesten Musikveranstaltungen Berlins und Brandenburgs.
Inzwischen haben auch die Brandenburger Sommerkonzerte hier Einzug gehalten. Auch einzelne Orgelkonzerte und Kirchenmusiken erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Quellen:
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006