Altlandsberg ist eine typische märkische Ackerbürgerstadt in der Nähe Berlins. Als Aufsiedlung des Barnim durch deutsche Kolonisten entstand sie 1230 am ehemaligen Handelsweg von Köpenick nach Hohenfinow. Es war vermutlich eine wettinische Gründung, die aber 1245 den Askaniern zufiel. Die Stadtrechtsverleihung erfolgte wohl bereits durch die askanischen Brüder Johann III. und Otto I. (1220 - 1266/67) Ein regelmäßiger, rasterartiger Grundriss des mittelalterlichen Stadtkerns deutet auf eine planmäßig angelegte Stadtgründung hin.
1335 gründete Markgraf Ludwig d. Ä. ein Kloster der Serviten (Marienknechte), das über 200 Jahre von Bestand war. Vermutlich hat auch das Spital am Berliner Tor eine eigene Kapelle besessen, so dass die kleine Stadt eine relativ reiche Kirchenlandschaft hatte.Insgesamt zeigte sich schon im Mittelalter ein deutlicher städtischer Bedeutungsverfall, der aus der Verlagerung des Haupthandelsweges zur Oder resultierte. Bald nach 1400 sank die Stadt zu einem Marktflecken herab, vom Landesherrn an die Ritter von Krummensee verpfändet. Damit wurde die Stadt adelsabhängig. Erst mit der Städteordnung Preußens 1808 erlangte Altlandsberg seine Selbstverwaltung wieder.
Mit Nikolaus Leutinger d. Ä. (1524 -1581) wurde der brandenburgische Reformator 1544 Pastor der Stadt. Sein Sohn gleichen Namens, brandenburgischer Geschichtsschreiber und zwei Jahre ebenfalls Pfarrer in Altlandsberg, ließ für ihn in der Stadtkirche 1581 ein Grabmal errichten. Es ist die qualitätsvollste Grabplatte auf dem Barnim aus dieser Zeit und zeigt Leutinger lebensgroß.
1624 starb Joachim von Krummensee und wurde in einem eigenen Grabgewölbe der Stadtkirche beigesetzt, späterhin weitere Familienmitglieder. Auch nach der Reformation schloss das Kirchenpatronat das Recht des Erbbegräbnisses ein.1654 verkauften die von Krummensee die gesamte Stadt Altlandsberg an Graf Otto von Schwerin. Er war der beliebte Erzieher des Großen Kurfürsten, der sich später als erster König in Preußen krönen ließ. Auch das Patronat ging an den neuen Stadtherrn über, und in der Stadtkirche wurden elf Mitglieder des Hauses von Schwerin beigesetzt.
Die Stadtkirche St. Marien befindet sich in der Nähe der ehemaligen markgräflichen Burg. Der Baubeginn um 1250 wurde bestätigt durch dendrochronologische Untersuchungen. Mit dieser Feldsteinbasilika besitzt die Stadt einen herausragenden Bau, der sich weitgehend erhalten hat. Das vermauerte Nordportal des nördlichen Seitenschiffs der Stadtkirche könnte ein Verweis darauf sein, dass diese Kirche im Mittelalter auch die Funktion einer Burgkapelle inne hatte.
St. Marien ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika von vier Jochen und einem eingezogenen, langgestreckten Rechteckchor. Kunstgeschichtlich zeigt der Gründungsbau den Übergang von der Romanik zur Gotik. Baumaterial bis zur Traufe des Schiffes sind regelmäßig verarbeitete Feldsteinquader - ein typisches Kennzeichen von Bauten des 13. Jahrhunderts. Zu entdecken sind frühgotische Formen wie spitzbogige Portale und Obergadenfenster unter dem Langhausdach. Auch die spitzbogigen Mittelschiffsarkaden über quadratischen Pfeilern sowie das alte Westportal des Ursprungbaus sind sehenswert. Die Ostwand ist mit spätromanischer Putzritzzeichnung verziert. Aus den ersten Jahrzehnten der Stadt stammt eine der Glocken. Sie wurde um 1300 oder noch früher gegossen. Beachtlich ist auch der Kelch von 1452 mit eingravierten Heiligenfiguren.
In seiner Art einzigartig auf dem Barnim ist der westlich vorgelagerte leicht vorspringende, querrechteckige Turm. Er verjüngt sich im oberen Teil quadratisch. Seine einzelnen Bauetappen sind gut ablesbar: das Mauerwerk ist bis zu den Turmschultern 13. Jahrhundert. und bis zum Putzstreifen Anfang 16. Jahrhunderts. Eine "Baunaht" zeigt an, dass ab Höhe des Westportals die regelmäßigen Feldsteinquader nicht mehr so exakt versetzt sind wie im unteren Teil. Im Oberen Teil wurde ein Mischmauerwerk verwendet (Feldsteine, Ziegel, Kanten aus Kalkstein).
Mit dem großangelegten Umbau der Stadtkirche um 15oo wurde das gotische Gewölbe eingezogen: das Mittelschiff erhielt Sterngewölbe und die Seitenschiffe und der Chor Kreuzrippengewölbe. Der Turm wurde etwa um 1535/36 aufgestockt. Aus dieser Zeit stammt auch die Taufe aus Kalkstein.Die nachreformatorische Zeit brachte eine erhaltene Neuanschaffung: die Renaissance-Kanzel um 1600.
1620 wurde die erste Orgel gestiftet von Joachim von Krummensee, dem Patronatsherren. Im Chor gab es eine Tuchmacher-, eine Gesellen- bzw. Soldaten und eine Schülerempore und an der Westwand des Mittelschiffs die Patronatsempore - alle wurden späterhin wieder entfernt.
1725 erfolgte der Anbau der Sakristei und der Bibliothek durch Verlängerung des südlichen Seitenschiffes. Der Turm war bereits 1718 erneut aufgestockt worden und erhielt 1772 seinen Pyramidenhelm. 1801, 1846 und 1893/94 wurde die Kirche renoviert und baulich verändert.
Quellen:
Friske, Matthias und Niedrich, Hartmut: Altlandsberg. Glanz und Vergänglichkeit in acht
Jahrhunderten. Findling, Buch- und Zeitschriftenverlag Neuenhagen 2000
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006