Konrad Wolf
Mit Konrad Wolf (1925 - 1982), Sohn des Dramatikers Friedrich Wolf, gibt es einen literarischen Zeitzeugen der letzten Tage des 2. Weltkrieges. Als Leutnant der Roten Armee wird er mit 19 Jahren für 2 Tage Stadtkommandant von Bernau.

Konrad Wolf schrieb Bernauer Erinnerungen in seinem Buch "Direkt in Kopf und Herz" nieder
(Illustration: U. Postler)
In seinem erst 1989 veröffentlichten Buch "Direkt in Kopf und Herz" zitiert er den Tagesbefehl:
"Leutnant Wolf ... wird hiermit ab sofort zum zeitweiligen Kommandanten der Stadt Bernau ernannt. Der Befehl bleibt bis zu seiner Ablösung durch den Ordentlichen Kommandanten in Kraft. Generalleutnant Perchorowitsch Kommandeur der 47. Armee. 22. April 1945"
Zunächst beschreibt Wolf die Öffnung der Lagerbunker - wie Menschen zu Tieren werden. Und weiter: "Am späten Nachmittag stehen wir auf dem zentralen Platz von Bernau. Keine Menschenseele, die Stadt scheint ausgestorben. Und immer wieder diese weißen Fetzen in den Fenstern...Sie fallen mir auf die Nerven, diese Zeichen der Unterwerfung, Demütigung, Unschuld..."

Der Ernst der Situation hat jedoch auch seine Komik. Etwa 200 deutsche Frauen und Mädchen bitten zu ihrer Sicherheit darum, in der Kommandantur übernachten zu dürfen. Das brachte Konrad Wolf bei den Soldaten den Spottnamen "Kommandant der Weibergarnison" ein. Am nächsten Tag stößt er unvermutet auf eine Dienststelle der Wehrmacht. Der deutsche Major hat keine anderen Sorgen, als sich in betonter Korrektheit bei seinem Vorgesetzten in Berlin per Telefon in russische Gefangenschaft abzumelden! Diese und andere Erlebnisse wurden von Konrad Wolf, zusammen mit dem Regisseur Wolfgang Kohlhaase, bei der DEFA mit dem Titel "Ich war neunzehn" verfilmt.