Von der untergegangenen Stadt im Werbellin Vor vielen hundert Jahren hat dort, wo wir jetzt den Werbellinsee finden, eine Stadt namens Werbelow gestanden. Diese Stadt soll auf folgende Weise untergegangen sein: An der Stelle des heutigen Werbellinsees lag damals ein weites, fruchtbares Tal mit saftigen Wiesen und grünenden Bergabhängen. In der Mitte dieses Tales fand man die Stadt Werbelow, deren Bewohner keine Sorgen kannten. Sie lebten in Saus und Braus, in Sitten- und Gottlosigkeit. Deshalb beschlossen die Götter den Untergang der gottlosen Stadt. Mitten in der Stadt Werbelow lag ein Schloß, das rings von Wasser umgeben war. Nur eine einzige Zugbrücke führte hinüber zum Schloß. Der Schloßherr aber war der gottloseste unter allen Bewohnern der Stadt. Er war ein böser Zauberer, der nur sehr selten einen Fremden ins Schlo0ß hineinließ. Eines Tages wollte eine alte Frau ins Schloß hinein. Der Herr des Schlosses vertrat ihr aber den Weg und forderte sie auf, sofort zurückzukehren. Ehe die alte Frau zurückging, sagte sie: "Ich will zurückgehen; du abersollst untergehen!" Zur selben Zeit aber befand sich noch ein Fremder mit seinem Diener in der Stadt, die beide sehr gottesfürchtig waren. Diese wollte die alte Frau noch vorher retten. Sie ging zu dem Fremden und sagte ihm, daß er gleich die Stadt verlassen möchte, weil diese bald untergehen würde. Schnell raffte der Fremde seine Sachen zusammen und verließ eiligst mit seinem Diener die Stadt. Als beide den nahen Berg erklommen hatten und ein Stück gewandert waren, bemerkte der Fremde,daß er sein Felleisen in der Eile vergessen hatte. Er schickte seinen Diener zurück, um das vergessene Felleisen holen zu lassen. Nach einer Weile kehrte der Diener aufgeregt zurück und berichtete, daß die Stadt und das Schloß spurlos verschwunden wären; nur ein großer See wäre noch an jener Stelle zu finden. Quelle:Braun, Hans: "Was die Schorfheide erzählt". Buchdruckerei Max Krusche Finow (Mark) |