Die weiße Frau bei Niederfinow

An der Niederfinow`schen und Lieper Grenze hat sich früher oft eine weiße Frausehen lassen, da wo die Schlucht von den Bergen an der Schmolitz, der Heide, hinunter nach der Lieper Wiese läuft, wo der große Kubben stand, in dem das Vieh getränkt wurde, weshalb man auch den Grund "den Kubben" nannte. Besonders haben sich die Fischer in acht nehmen müssen, wenn sie dort des Nachts ihre Netze ausgeworfen. Denn sie hat ihnen oft ihre Netze zerrissen, wie man von den Alten gehört. Jetzt freilich ist mit den Verwallungen alles anders geworden, da können sie gar nicht mehr dahin. Früher aber ging das Wasser bis an die Berge. Waren nun einst in alter Zeit ein paar Fischer des Nachts dort beschäftigt, und der eine war schon an Land gefahren, der andere aber noch nicht. Da sieht dieser, es war gerade Mondschein, die weiße Frau mit einem Körbchen am Arme die Schlucht herunterkommen, der andere aber nicht, denn das kann auch nicht jeder. Schnell rief er es seinem Kameraden zu, damit er noch zeitig abstoße. Wie der das aber getan, da ist die weiße Frauauch schon herangewesen, und da haben sie deutlich gehört, wie sie dreimal in die Hände geklatscht. Wäre es ihnen nicht geglückt, noch vom Lande abzukommen, sie hätte ihnen alle Netze zerrissen. Auch um Johanni (24.6.)läßt sich die weiße Frau sehen, und zwar zur Mittagszeit. Oft ist sie da früher zum Hirten gekommen oder als eine große, weiße Frau von derSchmolitz hinunter nach der Lieper Grenze gegangen. Manchnal hat man sie auch auf den Zacken der Bäume oben an der Schmolitz entlang laufensehen. Einst sah sie einer so, da sah sie ganz rot aus gegen die Sonne.

Quelle:"Sagen und Geschichten aus dem Bezirk Frankfurt/Oder; Herausgeber: Frankfurt-Information,bearbeitet von Joachim Winkler