Müller Pumpfuß

Der konnte mehr als Brot essen, sagten die Leute, hatte aber nirgends rechte Ruhe und wanderte gerne als Feierbursche herum. Da kommt er einmal zu einer Mühle, wo der Müller gerade nicht zu Hause ist, und spricht als Feierbursche um ein Frühstück an. Die Frau setzt ihm Butter und Brot hin, aber in der Ofenröhre hat sie einen knusprigen Braten für ihren Mann. Pumpfuß riecht den Braten und fragt, ob sie nicht noch etwas Fleisch habe. Die Frau aber verneint. Da geht Pumpfuß fort und sagt nicht einmal "Adieu" und "Dankeschön". Mit einem Male hört die Frau über ihrem Schornstein etwas rasseln. Und als sie hinaufblickt, ist der Läuferstein über dem Schornstein und dreht sich wie doll. Da merkt sie, wer der Feierbursche gewesen, schickt ihm schnell den Jungen nach und läst ihn höflich bitten, doch zurückzukommen. Sie hätte auch Braten für ihn. Pumpfuß ließ sich lange bitten, dann aber geht er zurück und frühstückt rechtschaffen. Schon während er frühstückt, ist der Läufer schon wieder an seinem Ort und alles in Ordnung. Ein anders Mal kam er an einer Windmühle vorüber und hört, daß eben scharf gemacht wird. Er geht hinauf, spricht den Handwerksgruß und fragt: "Ists erlaubt, scharf zu machen?" Und da man ihm antwortet: "Immerzu", so macht er sich daran. Er stellt sich an den Läufer und arbeitet los. Aber niemand bietet ihm etwas an, weder zu essen noch zu trinken. Endlich wird ihm die Zeit zu lang. Er steckt den Pikenstiel durch das Loch des Läufers, hebt ihn sich auf die Schulter und geht zum Wirtshaus. Dort setzt er den Stein nieder und frühstückt erst einmal richtig. Es dauert nicht lange, da kommen Meister und Gesell und bitten ihn, doch nach der Mühle zu kommen. Nur langsam läst er sich erbitten und nimmt den Stein wieder mit. Beim Müller aber gab es danach das Beste aus Küche und Keller.

Quelle: "Der Teufel als Spielmann"; Die schönsten Sagen aus der Mark Brandenburg ausgewählt von Joachim Winkler, illustriert von Gerhard Goßmann; Brandenburgisches Verlagshaus 1993