Das Knäuel ohne Ende

In der Nähe des Heidenkirchhofs beim Ewaldshügel, der unweit der Stadt Oderberg liegt, sammelte einst eine arme alte Frau im Spätherbst barfuß Holz und begegnete von ungefähr einem grauen Männlein mitgroßem Krempenhut, der die vor Frost Zitternde fragte, wo sie ihre Strümpfe hätte. Die Frau entschuldigte sich mit ihrer Armut, sie habe weder Strümpfe noch Garn dazu.
Darauf gibt ihr das Graumännlein ein kleines Knäuel mit derMahnung, es sorgsam in ihrem Kasten vor aller Augen zu verbergen und niemals nach seinem Ende zu forschen, dann werde es mehr als ein paar Strümpfe davon geben. Lange Jahre strickte die Frau schon von ihrem Garnknäuel. Nie war das Ende des Fadens erreicht. Aber schließlich siegte doch die Neugier. Der Kasten wurde geöffnet, aber da war auch der Faden mit einem Schlag zu Ende.

Quelle: "Sagenund Geschichten aus dem Bezirk Frankfurt(Oder). Herausgeber Frankfurt-Information, bearbeitet von Joachim Winkler