Der Hexenmeister aus Prenden

Ein Hexenmeister oder Zauberer soll olle Sparr aus Prenden gewesen sein. Zur Person des genannten Hexenmeisters meldet die Chronik:

Otto Christoph von Sparr wurde am 26. Juni 1657 der erste Brandenburgische General-Feldmarschall des damaligen Kurfürsten Friedrich-Wilhelm, mit dem Beinamen der"Große". Die von Sparrs besaßen zu dieser Zeit die Güter Prenden, Trampe, Lanke, Ützdorf, Heckelberg, Dannenberg und Tiefensee. Das Lieblingsgut des alten Haudegen war Prenden. Man erzählte vom alten Sparr, daß er, wenn er bei Tisch Fische aß, die Gräten in einen Napf spie, Wasser darüber goß und alsbald schwammen dann wieder lustig lebendige Fische in diesem Napf herum.

Wenn es Sparr, der sich die meiste Zeit seines Lebens auf dem "Felde der Ehre" herumgetrieben hatte, auf der Erde nicht schnell genug ging, zog er seinen Zaubermantel an. Um Prenden gab es nämlich viel Sand.
"Se seggen, hö föhr nich giern dörch'n Sann, und wenn hie sienen Mantel antrecken eih, denn wihr et mit eens, as en groten  Winn, un Kutsch un Piers, un alles geng heidi dörch de Luft."
Einmal war es, daß der Kutscher anspannen mußte, denn der "oll", wie er von den Leuten auch genannt wurde, wollte ein anderes Gut besuchen. Langsam nur kam die Kalesche voran. Da zog olle Sparr seinen Zaubermantel an, und fort ging die Fahrt in der Luft. Welch ein Schreck für den Kutscher! Die Peitsche fiel ihm aus der Hand. Und als der arme Mann sich nach ihr bücken wollte, hielt ihn Sparrzurück: "Bedenke mein Sohn, wo du sitzt." Am anderen Tag mag der Schreck für den Kutscher noch größer gewesen sein. Sie fuhren über Biesenthal wieder nach Prenden, und an der Spitze der Kirche zu Biesenthal hing, verheddert mit dem Kreuz, diePeitsche des Kutschers. Da man nach diesem Ereignis den Turm der Kirche neu gedeckt hat, hat wohl der Kutscher auch seine Peitsche wiederbekommen. Denn an dem Turm der Kirche zu Biesenthal hängt keine Pferdepeitsche mehr. Dann ging es endlich mit dem alten General-Feldmarschall zu Ende. Man sagt, er habe lange gelegen und konnte nicht leben und nicht sterben.Da habe man ihm die Fußsohlen aufgeschnitten und die Oblaten gefunden,die er beim Abendmahl einst genossen hatte. Sobald sie aber herausgenommen waren, sei seine Seele sofort davongefahren. Nach seinem Tode ließ sich Sparr um Prenden oftmals als wilde Jagd hören. Er ließ den Leuten nachts keine Ruhe.
In einer Nacht begegnete die wilde Jagd einem Bauern, der in seinem Übermut in das Jagdgeschrei einstimmte. Es wurde still und eine Stimme rief: "Hast du helfen jagen, sollst du auch helfen tragen!" In diesem Augenblick flog ihm ein Menschenbein auf den Rücken. Schnell warf er seine Last ab, aber sogleich war sie wieder auf seinem Rücken und immer wieder, sooft er sie auch abwarf. Da riet ihm einer, er sollte sie doch in den Wildkeller des Sparrschen Schlosses tragen. Dort wurde dann der Bauer die Plage auch glücklich los.

Quelle: Bügel,Rudolf: "Sagen und andere Geschichten aus dem Barnim". Druckerei Blankenburg Bernau. 1993