Idyllendichtung
In der Zeit des erstarkenden Feudalabsolutismus entwickelte sich im Affront zur Hofdichtung eine romantisierende Idyllendichtung, die das Lebenauf dem Lande pries. Ein Vorläufer dieser Literaturströmung war FriedrichRudolf Ludwig Freiherr von Canitz (1645 - 1699).


Bildnisdes Freiherrn von Canitz aus der Kirche von Blumberg (Foto: W. Ebert)

Als Diplomat Widerwillen in kurfürstlichen Diensten, zog er sich gerne zurück auf seinen Landsitz in Blumberg, nordöstlich von Berlin und erfreute sich der Einfachheit ländlichen Lebens. Hier dichtete er heimlich:

"Zu Blumberg ist mein Sitz, da nach der alten Weise/ Mit dem, was Gott beschert, ich mich recht glücklich preise.../Hier merk` ich, dass die Ruh` in schlichten Hütten wohnet/ Wenn Unglück und Verdruss nicht die Paläste schonet/ Daß es viel besser ist, bey Kohl und Rüben stehn/ Als im Labyrinth des Hofes irre gehen".

Eine Sammlung seiner Dichtungen wurde erst 1700 posthum unter dem Titel "Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte" veröffentlicht.


Wilhelm August Schmidt (1764 - 1838), genannt Schmidt von Werneuchen, setzte in seiner Idyllendichtung dem Stadtleben die freie Natur entgegen:

W.A. Schmidt, Pfarrer zu Werneuchen
(Foto: Bildarchiv B. Horn, Werneuchen)

Kommher zu uns, wenn Winterstürme tosen/
Komm her im Lenz, komm um die Zeit der Rosen/ Komm, wenn der Herbst die Feldgewebe spinnt/
Und sieh, wie froh wir hier im Flecken sind."

Seit 1795 wirkte Schmidt als Pfarrer in Werneuchen und war nebenher Herausgeber des "Kalenders der Musen und Grazien". Seine Gedichte lösten schon zu Lebzeiten heftige Reaktionen bei namhaften Zeitgenossen aus - vom überschwänglichen Lob bis zur Verspottung.

 

Seine empfindsamen, einfältigen Naturschilderungen reizten zur Parodie, so Goethe in seinem Gedicht "Musen und Grazien in der Mark". Im Alter nimmt Goethe jedoch den scharfen Spott zurück und kommt in seinen "Maximen und Reflexionen" zu einer treffenderen Wertung: "Schmidt von Werneuchen ist der wahre Charakter der Natürlichkeit. Jedermann hat sich über ihn lustig gemacht, und das mit Recht; und doch hätte man sich über ihn nicht lustig machen können, wenn er nicht als Poet wirkliches Verdienst hatte, das wir an ihm zu ehren haben."