Deutsche Volksbücher

Deutsche Volksbücher und Lehrgedichte des Späthumanismus berichten über Leben und Geisteshaltung nach der Reformation. Kennen sie den "MärkischenEulenspiegel" Hans Clauert?
Bartholomäus Krüger (ca. 1540 - nach 1587), Stadtschreiber in Trebbin, beschrieb ihn in seinen Schwänken "Hans Clawerts wirkliche Historien...".

Die Streiche des Hans Clauert als Schlosser, Kriegsknecht, Ackerbürger und Viehhändler waren lange Zeit die meistgelesensten Geschichten. Ihre urwüchsige Anschaulichkeit vermittelt noch heute ein buntes Bild vom Leben, Denken und Empfinden der Kleinbürger in den märkischen Städten während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Johannes Bobrowski hat diese Geschichten liebevoll für Kinder nacherzählt.



Der Stadtschreiber als Dramatiker: Bartholomäus Krügers weltlichesTheaterstück, Titelblatt und Widmung an die "löblichefreye Bergkstadt S. Joachimsthal"

1609 erschien in niedersorbischer Sprache ein Lehrgedicht von Andreas Tharaeus (um 1570 - nach 1628), Pfarrer in Friedersdorf und später in Buchholz, mit dem Titel "Eine erbärmliche Klage der lieben Frau Gerste und ihres Bruders Herrn Flachs...". Von Amtswegen kannte er die Nöte der Bauern, aber auch ihre Laster. In einer humorigen Parabel versuchte er mit 1416 Versen nützliche Lehren zur Besserung zu erteilen. :


Das Bernauer Bier nach altem Rezept wird heute in Berlin-Friedrichshagengebraut.

"So wird er denn das Bier genannt,
Unter dem ist sehr weit bekannt,
Daß in Bernau wird destilliert.
Gar weit und breit wird es geführt
Sonderlich in Berlin die Herrn
Und auch in Frankfurt trinken`s gern.
Auch die vom Adel weit bekannt
Und alle Priester auf dem Land
Von dem Bernauer halten viel.
Doch soll man halten Maß und Ziel
Nicht saufen zu Halben und Vollen,
Die also gießen in den Darm,
Daß sie sich saufen krank und arm."

 

 

Eine Gedenktafel an der alten Lateinschule in Bernau erinnert an den späthumanistischen Dichter Georg Rollenhagen (22.04.1542- 20.05.1609). Als Sohn eines Landwirts, Tuchmachers und Bierbrauers wurde er Rektor des Magdeburger Gymnasiums (ab 1575), der größten protestantischen Gelehrtenschule in Deutschland.


Buchtitel zum Froschmeuseler

Seinen ehrenhaften Platz in der deutschen Literaturgeschichte erwarb er sich durch sein moralsatirisches Tierepos "Froschmeuseler". Nach dem Vorbilddes "Reinke de Vos" und nach der Vorlage eines griechischen Epos schrieber über 19000 Knittelverse, in denen eine einfache Geschichte facettenreich erzählt wird. Der Mäuseprinz Bröseldieb macht an einem See die Bekanntschaft des Froschkönigs Bauseback, der ihn in sein Reich einlädt. Beim Überqueren des Sees auf dem Rücken des Froschkönigs ertrinkt der Mäuseprinz. Der Tod des einzigen Thronerben ruft bei den Mäusen Rache hervor und - in Scharen kommend - erklären sie den Fröschen den Krieg, der beidseitig entsetzliche Verluste bringt.

In der Pflicht Luthers stehend, schrieb Rollenhagen 1608 diese lehrhafte Dichtung in deutscher Volkssprache, verständlich für jedermann und nicht, wie für diese Zeit typisch, in Latein oder Griechisch.