Fühlte ersich dem sozialen Engagement seines Großonkels Martin Gropius verpflichtet,der bereits in den Jahren 1862- 1865 für die Heil- und PflegeanstaltEberswalde baute, oder reizten ihn die Experimente der Hirsch Kupfer-und Messing AG durch den Ingenieur Friedrich Förster und den ArchitektenRobert Krafft, Häuser aus Kupferblech zu bauen - gleichviel: 1931 nahmWalter Gropius vertraglich Kontakt mit der Hirsch AG in Eberswaldeauf und übernahm die Leitung des Kupferhausprojektes. Die im Werbekatalogangebotene Bauzeit von 8 Tagen für ein bezugsfertiges Wohnhaus mit industriellvorgefertigten Bauteilen aus Kupferblech entsprach seinen Intensionen.Er sah darin die Chance, ein Haus für jedermann preisgünstig zu ermöglichen.Der Vorzug der Häuser lag in ihrer Variabilität und leichten Montage.Je nach wachsender oder sich verkleinernder Familie konnten Teile desHauses angebaut oder demontiert werden.
DieBauelemente der Kupferhäuser bestanden aus schmalen, hochrechteckigen Eternitplatten, die mit einer Außenhaut aus geripptem Kupferblechbelegt waren. Aluminiumfolie diente der Isolierung. Eine Holzrahmenkonstruktionbildete die Basis für das Haus. Die einzelnen Platten wurden miteinanderverschraubt, und die Kanten von außen mit einem Kupferblech abgedeckt.
BesonderesVerdienst von Walter Gropius ist es, erstmalig eine serienmäßige Fabrikationvon Bauteilen als Vorfertigung für verschiedene Häusertypen verkaufsfertiganzubieten, die jederzeit bei Bedarf ergänzt werden konnten.
Auf der Berliner Sommerschau unter dem Funkturm 1932, die unter demMotto "Sonne, Luft und Haus für alle!" stand, konnte Walter Gropiussein "wachsendes" Kupferhaus präsentieren und fand positive Wertungen.Stolz konnte er feststellen: "Die von mir erstmalig ... 1910 ausgesprochene,inzwischen vielfach befehdete Idee, Häuser in stationären Werkstättenin ihren Teilen serienmäßig herzustellen und daraus variable Typen wieaus einem Baukasten im großen zusammenzusetzen, wird heute endlich derVerwirklichung entgegengeführt." Leider verhinderte die Weltwirtschaftskriseden Verkaufserfolg.
Am Rande der Messingwerksiedlung in Eberswalde sind 7 Häuser von RobertKrafft aus dem Jahre 1931 und der Versuchsbau von Walter Gropius von1932 erhalten.
Quelle: Seifert, C. / Bodenschatz, H. / Lorenz, W.: Das Finowtal im Barnim. 2. Aufl.
Berlin, Transit Buchverlag 2000
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003